Jürgen Neubauer: In Mexiko – Reise in ein magisches Land

Suche nach dem Paradies

Das Dorf Malinalco könnte ein paradiesischer Ort sein – wenn nicht gerade die Kampfhähne des Nachbarn kurz nach Mitternacht mit ihrem stündlichen Krähen beginnen würden! Doch alles ist besser als das strapaziöse Großstadtleben.
Seit 2004 lebt der Autor und Sachbuch-Übersetzer Jürgen Neubauer in Mexiko. Nach einigen nervtötenden Jahren in Mexiko-Stadt zieht es ihn und seine Frau Lulú, eine Juristin, ins beschaulichere Malinalco. In seinem neuen Buch In Mexiko – Reise in ein magisches Land berichtet er von ihrem dortigen Aufenthalt mit Ausflügen in die Geschichte und Mythologie Mexikos, vor allem über das Volk der Mexica, besser bekannt als Azteken, und über die Malinalca, die sich von ihnen abspalteten.

Malinalco, ein Ort mit wechselvoller Geschichte, liegt in einer üppigen, vulkanischen Landschaft im mexikanischen Hochland. Neubauer nimmt uns mit bei seinen Dorfrundgängen und den Begegnungen mit den Einheimischen. Er taucht mitten hinein in den trubeligen Dorfalltag, den Markt, der die Sinne überflutet, und die lärmenden Fiestas. Er trifft auf Wunderheiler, vom Blitz Auserwählte, gescheiterte Künstler und neue Freunde. In lebendigen Dialogen mit den Protagonisten erfährt er vieles über ihre Schicksale und die Kultur und Geschichte des Dorfes, welche bis in präkolumbianische Zeiten zurückreicht. Auch der Kontrast zwischen den ärmeren Dorfbewohnern und den reichen Hacienda- und Villenbesitzern wird spürbar. Immer wieder klingen in den Gesprächen die Probleme der Dorfbewohner an. Einige sind zum Geldverdienen gezwungen, “nach drüben” in die USA zu gehen.

Manche Szenen dieses Buches versetzen einen direkt ins Paradies, an Orte, deren magische Atmosphäre Neubauer träumerisch heraufbeschwört.
Im Klostergarten des Augustinerkonvents befindet sich ein schwarz-weißes Wandgemälde aus dem 16. Jahrhundert. Von den Mönchen beauftragt, den Garten Eden zu malen, verewigten die cleveren Indios jene Tiere und Pflanzen, die ihre schamanischen Schutzgötter verkörperten.
Auch das Paradies des alten Volkes der Mexica befindet sich in Malinalco. Auf einem heiligen Berg stehen ein aztekischer Tempel, in dem sie ihre Adlerkrieger weihten, und eine völlig überwucherte Pyramide, die der Autor in einer halsbrecherischen Aktion bei Anbruch der Regenzeit besichtigt. Die Mythen und Rituale der Mexica spiegeln sich in der Mentalität der Dorfbewohner und leben in ihren heißgeliebten Festen weiter.

Auf den Spuren historischer Persönlichkeiten erkunden Jürgen Neubauer und seine Frau Lulú auch die Umgebung Malinalcos. Sie besichtigen Cuernavaca, wo Maximilian von Habsburg, der Kaiser von Mexiko, sich am liebsten aufhielt. Sie informieren sich über den Revolutionär Emiliano Zapata, der für die Landrechte der Indios kämpfte. In Tepoztlan suchen sie nach dem Haus des deutschen Schriftstellers und Kommunisten Gustav Regler, der wie viele andere in den 1930ern aus Deutschland geflohen war und einige Jahre im mexikanischen Exil lebte. Diese kurzen Porträts waren äußerst spannend zu lesen!

Gehen oder Bleiben? Nach einem dreiviertel Jahr ist die Frage entschieden, denn für die Juristin Lulú gibt es hier keine berufliche Zukunft – das Paar verlässt Malinalco. Ob sich ihre Suche nach dem Paradies erfüllt hat?

Jürgen Neubauer fängt die Atmosphäre Malinalcos in sinnlichen Beschreibungen, komischen Situationen und starken, poetischen Szenen ein. Damit erzählt er uns auch viel über das Land Mexiko und die Mentalität seiner Bewohner. In Mexiko ist ein wunderbares, oft amüsantes, manchmal nachdenklich stimmendes Buch. Am liebsten möchte ich hier meine Lieblingsstellen ausbreiten, aber lest besser selbst!

Ergänzendes Material und Fotos aus dieser malerischen Gegend finden sich im Blog In Mexiko. Da möchte man gleich die Koffer für eine Reise dorthin packen!

Cover Neubauer In Mexiko

© J. Neubauer

Jürgen Neubauer: In Mexiko – Reise in eine magisches Land
Twentysix Verlag 2017, 336 Seiten
ISBN 978-3-7407-3522-7 Paperback
ISBN 978-3-7407-5663-5 E-Book
Leseprobe

 

 

Weitere Lesetipps: Jürgen Neubauers Gastbeitrag über Mexiko, das Land des Kakao hier im Blog, ein schokoladiger Rückblick auf die mexikanische Geschichte.
Auch in seinem Buch Mexiko – Ein Länderporträt zeigt Jürgen Neubauer die vielen Facetten Mexikos. Der Tonfall ist dort deutlich politischer als im neuen Buch, in dem die spirituellen Seiten Mexikos stärker zum Tragen kommen.

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6 Kommentare

  1. Danke für diese schöne Buchvorstellung! Wandert direkt auf die Wunschliste!

    Ich erinnere mich noch sehr, sehr gern an unsere Reise durch Mexiko vor knapp anderthalb Jahren und bin deswegen ganz besonders gespannt auf dieses Buch.

  2. Auch ich war in Mexiko, doch ist das schon 22 Jahre her. Damals ging es vornehmlich um die Maya und ihre Kultstätten. Ich hatte mich damals eigens ein halbes Jahr mit ihrer Geschichte beschäftigt, sodaß ich das meiste, was sich über die Stätten sagen lies, vor Ort gut erinnern konnte und so Zeit fürs Fotografieren hatte.

    An die Bergregionen kann ich mich erinnern: Jedes Tal mit seiner Gruppe schien eine eigene farblich interessante Tracht zu besitzen. Diese Farben verblüfften.
    Ich wollte noch ein zweites Mal nach Mexiko, mehr in den gebirgigen Norden, für ganze 3 Wochen, doch war das damals viel zu teuer.
    Zwei wunderbare Patchwork-Westen habe ich damals auf einem Markt gekauft, die immer noch in meinem Besitz sind.

    Diese Mexikoreise jedenfalls wirkt mit am stärksten von meinen Reisen nach.

    • Diese Reise muss wirklich etwas besonderes gewesen sein, wenn du sie nach all den Jahren so stark in Erinnerung hast. Das liegt sicher auch daran, dass du dich vorher intensiv mit der Geschichte auseinander gesetzt hast. Auch diese fantastischen, so unterschiedlichen Landschaftstypen stelle ich mir sehr beeindruckend vor. In Jürgen Neubauers Buch und auf den Fotos in seinem Blog bekommt man eine Vorstellung davon. Hach, ich beneide euch um eure Reisen!

      • Das waren leider nur zwei Wochen :-(
        Zum einen die Armut und zum anderen das Farbenfrohe der Trachten.
        Ich habe mich manchmal für die Touristen geschämt, beim Feilschen oder beim Fotografieren, wenn die Person signalisiert hat, daß sie nicht will oder nicht verschwinden konnte. Für meine Westen habe ich den geforderten Preis bezahlt und mich sehr bedankt, war eh sehr billig.

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