Vorfreuden für Leseratten II Herbst 2017

Versunkene Kulturen, eine geheimnisvolle alte Karte und der Ursprung der Menschheit – für die zweite Folge meiner Serie Vorfreuden für Leseratten habe ich spannende Sachbuch-Neuheiten aus der Geschichte ausgewählt.
Lasst uns

Abtauchen in die Vergangenheit

Cover Hands Cosmosapiens

© Knaus

Für seine umfassende Naturgeschichte der Menschheit startet der britische Wissenschaftler John Hands nicht etwa vor 300.000 Jahren mit dem Aufkommen des Homo sapiens in Afrika. Er geht sogar zurück bis zur Entstehung des Universums. In seinem interdisziplinär angelegten Werk Cosmosapiens erklärt er, wie Materie, Leben, die Menschheit und unser Bewusstsein entstanden sind. Dabei verbindet er unter anderem Erkenntnisse aus der Evolutionsbiologie, der Neurogenetik und der Kosmologie. Buchvorstellung im Blog

 

Cover Kaube Anfaenge

© Rowohlt

Auch der Wissenschaftsjournalist Jürgen Kaube interessiert sich für die Geschichte der Menschheit, setzt aber andere Schwerpunkte. Er konzentriert sich in seinem Buch Die Anfänge von allem auf die Entstehung der menschlichen Kultur. Wie entstanden Moralvorstellungen, die Sprache, Schrift, der Handel, Musik oder Bestattungsriten? Welche kulturellen Unterschiede gibt es? Und wie gehen wir heute mit diesen Errungenschaften um? Der heutige Gebrauch verrät wenig darüber, in welchem Kontext sie entstanden und über die ursprüngliche Bedeutung.

 

Cover Billig Karte Piri

© C.H. Beck

Ich liebe Bücher über alte Karten. Daher bin ich gespannt auf das Buch der Wissenschaftsjournalistin Susanne Billig! In ihrem Buch Die Karte des Piri Re′is erzählt sie die Geschichte einer arabischen Atlantikkarte von ca. 1500, die eine erstaunlich exakte Küstenlinie Amerikas zeigt. War Amerika den arabischen Völkern bereits bekannt? Die arabischen Wissenschaften waren den europäischen in jener Zeit deutlich überlegen. Auch in der Navigation auf Hoher See besaßen sie genaue Kenntnisse schon Jahrhunderte vor den Europäern. Im Buch Die Karte des Piri Re′is wird dieses Wissen wieder lebendig.

 

Cover Fauvelle Goldene Rhinozeros

© C.H. Beck

Über die Geschichte Afrikas weiß ich viel zu wenig: Afrika als Wiege der Menschheit, die Hochkultur der alten Ägypter, afrikanische Wüstenvölker wie die Tuareg oder die Kolonialgeschichte der letzten Jahrhunderte sind mir einigermaßen geläufig. Da gibt es doch viel mehr! Es ist Zeit, diese Wissenslücke zu schließen. In seinem Buch Das goldene Rhinozeros – Afrika im Mittelalter beleuchtet der französische Historiker François-Xavier Fauvelle 800 Jahre afrikanischer Geschichte von den Nubiern bis zur Ankunft europäischer Kolonisten. Ein reiches Erbe ist hier zu entdecken.

 

Cover Preston Stadt Affengottes

© DVA

Douglas Preston ist bekannt für seine spannenden Wissenschafts-Thriller und Agentenromane. Sein neues Buch Die Stadt des Affengottes zeigt ihn von einer anderen Seite. Es ist eine Reportage über die Suche nach einer versunkenen Stadt, die vor mehr als 500 Jahren im Regenwald von Honduras existierte. Preston begleitete 2012 ein Team von Archäologen auf einer Expedition voller Gefahren und faszinierender Entdeckungen. Schon vor Monaten las ich dazu einen spannenden Bericht Prestons in der Zeitschrift National Geographic (Link zur englischen Fassung). Jetzt möchte ich den Rest der Geschichte erfahren. Buchvorstellung im Blog

 

Cover Janesch Goldene Stadt

© Rowohlt

Zufällig habe ich auch einen neuen historischen Roman entdeckt, der hier perfekt passt: Die goldene Stadt von Sabrina Janesch ist im 19. Jahrhundert angesiedelt und erzählt die wahre Geschichte von Augusto Berns, der vermutlich die verlorene Inka-Stadt Machu Picchu entdeckte. Als Kind suchte er im Rhein nach Gold. Er war fasziniert von der Geschichte der Inka, las Reiseberichte von Alexander von Humboldt und träumte davon, die sagenumwobene Stadt El Dorado zu finden. Besessen von dieser Idee, verließ er seine Heimat und reiste nach Peru, wo er als Eisenbahn-Ingenieur arbeitete, um sich das Geld für die Suche nach El Dorado zu verdienen. Nach jahrelanger Suche quer durch die Anden machte er schließlich eine Entdeckung!

Überblick:
Folge I: Im Banne des Universums – Neuheiten aus der Astronomie
Folge II: Abtauchen in die Vergangenheit – Neuheiten aus der Geschichte
Folge III – Tierische Spezialisten und Netzwerke der Natur – Neuheiten aus der Biologie
Folge IV: Kluge Köpfe

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18 Kommentare

  1. Den Preston habe ich bereits auf englisch gelesen und ich kann das nur empfehlen! Es ist ähnlich gut wie die verlorene Stadt Z von Grann (wenn auch natürlich anderer Schwerpunkt) und es ist schon faszinierend, wie die Anlagen entdeckt wurden und vor allem wieso man selbst heutzutage Probleme hat, die zu erschließen. Auch erfährt man mehr als man je wissen wollte über Leishmaniose. Wirklich, wirklich gutes Buch!

    • Dank deiner 100%-igen Empfehlung freue ich mich um so mehr auf die deutsche Ausgabe im Herbst! In seinem Artikel bei National Geographic hat Preston die vielen Schwierigkeiten der Expedition ja bereits angedeutet. Ich hoffe, dass man auch genug Informationen über die untergegangene Kultur erhält.

  2. Glaubst Du, dass Cosmo Sapiens “genug” Neues bietet, wenn man Yuval Noah Hararis “Sapiens” und “Homo Deus” schon gelesen hat? Soll ich das auf meinen Wunschzettel packen, was meinst ? Liebe Grüße und danke für deine immer gefährlichen Tipps :)

    • Aber sicher! Es sind immerhin etwa 700 Seiten Lesestoff. Da sollte doch genügend Neues enthalten sein ;-) Vor allem das Einbeziehen der Kosmologie und Erdgeschichte finde ich reizvoll.

  3. Die ersten beiden Bücher muß ich mal inspizieren.
    All die alten Fragen!
    Etwa: Wie konnte etwas aus dem Nichts entstehen?!
    Die Hoffnung ist, daß man darüber etwas mehr erfährt. Diese Frage scheint aber eine Sphäre der Philosophen zu sein.

    • Bei “Cosmosapiens” erwähnen amerikanische Kritiker immerhin eine Verbindung zu Hegel und loben das Buch als “mutig, ambitioniert, philosophisch. Für alle, die wissen wollen, wer wir sind und wo wir herkommen.” Aber wir müssen uns wohl selbst ein Bild machen ;-)

  4. Ich werde mir auch die ersten beiden Titel mal auf die Liste setzen, das Buch war mir schon in der Vorschau aufgefallen. Vielen Dank fürs Erinnern und den Tipp. Viele Grüße

  5. Mich hat das goldene Rhinozeros gleich angesprungen, weil auch ich erstaunt feststellen muss, dass ich mir bisher nie Gedanken darüber gemacht habe, was in “unserem” Mittelalter alles so in Afrika passiert ist. Ich meine, schließlich haben die Afrikaner ja nicht die Luft angehalten und zugeschaut, wie wir Europäer uns so entwickeln.

  6. Den Cosmosapiens finde ich superspannend — danke für den Tipp!
    Und Preston kann ich sehr empfehlen: eine wirklich tolle Mischung aus Geschichte, Archäologie, Epidemologie und Abenteuer, gut erzählt und voller Überraschungen.

  7. Vielen Dank für die vielen tollen “Vorfreuden”. Etliche davon sind auf meinen Weltbild-Merkzettel gewandert!
    Lg Sylli

  8. Also Petra, auf dieser Liste machen mich alle Bücher neugierig. Ich freue mich schon auf Deine Rezensionen, damit Du mir die Entscheidungen erleichterst. Liebe Grüße, Peggy

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