Die Qual der Wahl – Luxusprobleme beim Bloggen

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Auf diesem Foto seht Ihr, womit ich mich zur Zeit herumschlage: Welches dieser Bücher lese ich bloß als nächstes für das Blog? Und warum sind die alle so dick? Müssen es denn wirklich 864 Seiten sein, um mir die Geschichte des Universums zu erklären? Da bin ich ja wochenlang mit einem Buch blockiert! Aber es interessiert mich doch brennend!
Hinzu kommt, dass ich an einem Ort der permanenten Verführung arbeite: einer Buchhandlung. Jeglicher Plan, was ich demnächst lesen möchte, um darüber zu schreiben, wird über den Haufen geworfen, wenn

  • etwas neues erscheint, worauf ich schon lange gewartet habe – hm, das könnte ich dazwischenmogeln
  • etwas neues erscheint, das kurzfristig ins Verlagsprogramm aufgenommen wurde, mich also völlig unerwartet trifft – oh, das ist ja noch spannender als das geplante!
  • mehrere Personen nach dem gleichen Buch fragen, das mich bisher nicht interessiert hat – da denke ich mir: irgendetwas muss dran sein, ich will wissen, was!
  • Freunde mir begeistert von einem tollen Buch erzählen, das ich unbedingt auch lesen sollte – moralische Verpflichtung!
  • eine interessante Rezension oder gar ein toller Blogartikel meine Neugier weckt – durch das Lesen anderer Blogs hat sich eine völlig neue Welt für mich aufgetan, der ich mich nicht entziehen kann und die Auswahl an potentiell interessanten Büchern deutlich erhöht hat!

Also, wie soll ich dieser Vielfalt begegnen, wie kann ich eine Wahl treffen? Wie überbrücke ich die Zeit im Blog, wenn ein Buch besonders viel Zeit kostet, sowohl beim Lesen als auch beim darüber Schreiben?
Leider habe ich festgestellt, dass es mir nicht gelingt, über ein Buch zu schreiben, dessen Lektüre schon länger zurückliegt und bei der ich mir keine Notizen gemacht habe. Ohne Notizen geht gar nichts. Wie geht es wohl den anderen Buch-Bloggern? Gibt es da ein Patentrezept? Irgendwelche Überbrückungsstrategien?
Und das sind ja nur die Sachbücher, die für das Blog geeignet sein könnten, über die ich also unbedingt schreiben möchte. Mindestens ebenso groß ist die Auswahl an Romanen, die ich parallel dazu lesen möchte.
Geht es Euch ebenso, dass Ihr mehrere Bücher gleichzeitig lest? Bei mir muss ein ständiger Ausgleich herrschen zwischen je einem Roman und einem Sachbuch. Nicht zu vergessen das Hörbuch, das ich als Einschlafmethode höre.

Da bei mir immer immer immer genug Auswahl an interessanten Büchern herrscht, habe ich also genau genommen gleich zwei Luxusprobleme:

Was lese ich als nächstes?

Worüber schreibe ich als nächstes?

Aber um ehrlich zu sein: es gibt nichts schöneres!

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10 Kommentare

  1. Bitte unbedingt “Homers letzter Satz”, darauf bin ich schon so gespannt! :D

  2. Ja, das sind die Probleme, die wir eigentlich ganz gern haben, vor dem Regal stehen, sitzen, überlegen, verwerfen, sich entscheiden :-) Und stöhnen, weil die Zeit zu knapp ist und man ja auch noch seine Brötchen verdienen muss. Aber ein Problem möchte ich mir abgewöhnen, mir nämlich selbst Druck zu machen, wenn der Abstand zwischen einzelnen Beiträgen mal länger wird. Das regelmäßige Posten wird zwar überall empfohlen, um Follower nicht zu verschrecken, aber das ist doch Murks. Ich “entfollowe” doch auch niemanden, weil der mal länger nichts veröffentlicht, oder? LG Anna

    • Liebe Anna,
      das klingt sehr ermutigend! Wenn ein Blog für mich interessant ist, bleibe ich am Ball, egal wie groß die Abstände zwischen den Beiträgen sind. Und es ist natürlich nur der selbstgemachte Druck, dem wir uns entziehen sollten ;-).

      Liebe Grüße,
      Petra

  3. Ein schönes Luxusproblem. Kenne ich gut. Bis ich ein Sachbuch fertig gelesen haben, wurden meistens zwei bis drei Romane dazwischengeschoben. Dabei stehen noch haufenweise ungelesene Sachbücher – vor allem zu historischen Themen – im Regal. Aber es ist immens wichtig, immer genug Lesestoff auf Vorrat zu haben…Und für jedes Buch kommt die Zeit. Und setze Dich nicht selbst unter Druck, wir lesen ja um des Vergnügens willen und um neue Welten zu entdecken.

  4. Der Eintrag ist ja schon etwas her, doch der damit angeregte Diskurs ist ja zeitlos. Ich würde mich selbst belügen, wenn ich behaupten würde, dass das Schreiben über Literatur (erst amazon-Rezensionen und jetzt eigener Blog) mich nicht in meiner Auswahl beeinflussen würde. Doch es gibt zuvorderst Autoren, die ich ohne abzuwägen sicher lese, weil ich mich auf deren neues Werk freue. Über sie zu schreiben, entscheide ich aber erst beim Lesen.

    Ob ich über meinen Leseeindruck schreibe, hängt davon ab, ob mir das Gelesene einen generelleren thematischen Anlass gibt bzw. mich zu einem weiterführenden Gedanken inspiriert. Ich bezeichne ja meine Beiträge auch bevorzugt als Resümees und nicht als Rezensionen. So lese ich in einer Denkflaute gerne mal Krimis und Thriller. Doch selten geben sie mir einen Anlass zu schreiben, auch wenn ich sie richtig gut finde. Beispiele wären Zoe Beck oder Joakim Zander mit “Der Schwimmer”. Einzig über die Thriller von Tom Hillebrand und Marc Elsberg hab ich mal eine zusammenfassende Betrachtung unter “Achtung, Paranoia.” geschrieben.

    Der Umfang eines Buches war bei mir schon immer ein kritisches Auswahlkriterium. Nur in ganz seltenen Fällen greife ich zu Büchern, die mehr als 400 Seiten haben. Da halte ich es wie MRR, der mehr als 300 Seiten immer für suspekt hielt. Für den Blog bevorzuge ich dann auch (brand)aktuelle Bücher und warte nicht, bis ich erste Empfehlungen lese. Zudem spielt die Verlagsherkunft auch eine Rolle, zumindest dann, wenn ich den Autor noch nicht kenne. Hier bin ich dann aufgeschlossener gegenüber Büchern von Hanser, Fischer, Suhrkamp & Co. als gegenüber allen Verlagen unter dem Dach von Bertelsmann. Da muss ich den Autor schon kennen oder durch Hymnen eingefangen werden, wie z. B, bei Donna Tartts “Distelfink”. Über dieses Buch, das ich herausragend fand, konnte ich übrigens nicht schreiben.

    Letztendlich ist der Einfluss des Bloggens auf meine Buchwahl dann doch noch gering. Bislang sicher auch, da ich bislang keine Rezensionsexemplare erhalte bzw. gewünscht habe. Mal sehen, was die Zeit bringt.

    • Hallo Thomas,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Interessant, dass du auch nicht jedes Buch in deinem Blog verarbeiten magst. Da geht es mir ähnlich. Selbst Bücher, die ich im Hinblick aufs Bloggen gelesen habe, lege ich oft erstmal beiseite. Manchmal ist der Stoff komplexer als erwartet – da weiß ich nicht immer, wie ich es in den Griff bekommen kann. Und manchmal steht mir das Lesen einer anderen Rezension im Weg, blockiert meine Gedanken. Bücher, die gerade heiß diskutiert werden, meide ich lieber, bis Gras über die Sache gewachsen ist und ich das entsprechende Buch unbefangen angehen kann, so z.B. der neue Houellebecq.
      Ich lasse mich nach wie vor davon leiten, welches Buch mich momentan gerade anspricht. Ob und wann ich darüber schreibe, steht auf einem anderen Blatt.
      Herzliche Grüße,
      Petra

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