Zitat: John Updike über das Geheimnis des Seins

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Intelligenter Hund (CC, Urheber: 4028mdk09)

Werden wir jemals imstande sein, das Geheimnis der Existenz zu entschlüsseln? Warum gibt es etwas und nicht nichts? Jim Holt hat ein Buch darüber geschrieben: Gibt es alles oder nichts? Auf der Suche nach Antworten hat er auch den Schriftsteller John Updike befragt. In dessen Roman Das Gottesprogramm hatte sich Updike auch mit der Urknalltheorie und der plötzlichen Existenz von etwas aus nichts auseinandergesetzt. Ein Buch, das ich bisher verpasst habe, jetzt aber unbedingt nachholen möchte.

Hier ist eine kurze Aussage von John Updike aus dem sehr anregenden Gespräch mit Jim Holt. Die Rezension zum Buch gibt es hier in meinem Blog.

 

Eine Meinung, die ich gehört habe, besagt, da es Zeit braucht, um von nichts zu etwas zu gelangen, und da es die Zeit noch nicht gab, bevor etwas da war, ist die ganze Frage sinnlos, weshalb wir aufhören sollten, sie uns zu stellen. Sie sprengt die Grenzen der unserer Spezies eigenen Verstandeskräfte. Versetzen Sie sich in die Lage eines Hundes. Ein Hund reagiert, beweist Intuition, schaut uns mit Augen an, in denen eine Art von Intelligenz liegt, und doch braucht er die meisten Dinge, die er Menschen tun sieht, nicht zu verstehen. Er muss nicht wissen, wie sie zum Beispiel den Verbrennungsmotor erfanden. Vielleicht sollten wir uns vorstellen, dass wir Hunde sind und dass es Bereiche gibt, die zu hoch für uns sind. Ich bin mir nicht sicher, dass ich mich zu dieser Auffassung durchringen kann, aber es ist eine Möglichkeit, sich damit abzufinden, dass das Geheimnis des Seins ein dauerhaftes Geheimnis ist, zumindest angesichts des gegenwärtigen Entwicklungsstands unseres Gehirns.

Das heißt für Updike aber nicht, dass wir aufhören sollen, es verstehen zu wollen.

entnommen aus: Jim Holt: Gibt es Alles oder Nichts? – Eine philosophische Detektivgeschichte, Rowohlt Verlag 2014, ISBN 978-3-498-02813-8

 

 

 

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16 Kommentare

  1. Von Updike habe ich zwar einiges gelesen, aber diesen Roman noch nicht – ich kannte ihn noch nicht einmal, dem Namen nach. Aber noch neugieriger bin ich auf das von Dir vorgestellte Buch – werden noch mehr Schriftsteller befragt? Ich warte gespannt auf die Besprechung…

  2. Ich habe von Updike bisher erst ein Buch gelesen, das mir damals nicht wirklich gefallen hat. Du machst mich jetzt aber sowohl neugierig auf das vorgestellte Buch, als auch darauf, mal wieder etwas von Updike zu lesen.

    • Bisher kannte ich nur die Rabbit-Romane, die mich nicht gerade umgehauen haben. Die habe ich damals gelesen, um mitreden zu können. So wie sich meine Interessen entwickelt haben, scheint das Gottesprogramm aber sehr gut zu passen.

  3. Ich habe Updikes Essayband „Fällige Betrachtungen“ gelesen, und den kann ich nur empfehlen. Die Essays ziehen sich praktisch durch Updikes ganzes Leben, von seinen Anfängen als Schriftsteller über Autorenreisen und auch Dinge, die nichts mit Literatur zu tun haben. Ich habe sie sehr genossen und bin gespannt darauf, einen seiner Romane zu lesen, auch wenn die ja nicht soo gut wegkommen.

  4. Ein bekannter Roman von Updike ist „Die Hexen von Eastwick“ , wobei ich zuerst „Die Witwen von Eastwick“ gelesen, und mich so vom ersten Buch überzeugen lassen habe. Updike schreibt sehr einfühlsam über die Spezies Mensch. Ich könnte mir vorstellen, dass er auch tiefgründige Sachen über das Leben in petto hat, bin aber etwas skeptisch, ob dieses dann nicht ins Esoterische abdriftet.
    Die Eastwick-Romane überzeugen übrigens mehr als der Film und haben eher die menschlichen Aspekte im Vordergrund, als Zauberei und Phantasie.

  5. Ach, das hatte ich ganz vergessen! „Die Hexen von Eastwick“ habe ich mir nach dem Kinofilm bei einer Freundin ausgeliehen. Mir gefiel es auch deutlich besser als der Film. Das kann man jemandem, der noch nichts von Updike kennt, wirklich empfehlen.

  6. Liebe Petra,
    das klingt nach einem sehr interessanten Buch, allerdings reizt mich nach dem Updike-Zitat das ‚Gottesprogramm‘ noch mehr. Ich habe alle Rabbit-Romae gelesen und muss sagen, ich mochte sie sehr gern, weil Updike er darin so eine Art amerikanische Gegenwartsgeschichte aus der Lebenssicht eines scheinbar typischen amerikanischen WASP erzählt. Sozusagen in Form eines Überromans, der den Titel tragen könnte ‚Aufstieg und Fall eines amerikanischen College-Basketballers‘. Das Gottesprogramm hat dann mich damals nicht so angesprochen, wahrscheinlich, weil ich immer noch nach Harry Angstrom süchtig war. Durch Deinen Post kommt es wieder in mein Blickfeld.
    Danke darf und liebe Grüsse
    Kai

    • Lieber Kai,
      Vielleicht war ich einfach zu jung, als ich die Rabbit-Romane las, aber sie stehen ja noch im Regal, weil ich sie für eine erneute Lektüre aufbewahrt habe. Das Gottesprogramm habe ich mir schon bestellt, denn ich bin gespannt, was Updike aus dem Thema gemacht hat. Vielleicht können wir uns ja bald mal austauschen, wenn wir es beide gelesen haben :-)
      Liebe Grüße, Petra

  7. Du hast mich richtig neugierig gemacht auf dieses Buch von John Updike, von dem ich auch nur die Rabbit-Geschichten kenne. Da ich es gerne im Original lesen möchte habe ich versucht den Titel auf Englisch herauszufinden und hoffe, dass er wie folgt lautet: Roger’s Version. Ich hoffe, das stimmt, denn ich habe das Buch bestellt. Ich freue mich darauf und danke dir herzlichst es vorgestellt zu haben.

    • Liebe Martina, da hast du dir das richtige Buch bestellt! Roger, ein Theologieprofessor, ist nämlich der Erzähler dieser Geschichte. Es ist offenbar ein Ideenroman, bei dem gegensätzliche Positionen über die Entstehung oder Schöpfung der Welt durchgespielt werden. Ich habe inzwischen 2 Kapitel gelesen und finde es großartig, auch wenn man recht konzentriert lesen muss! Es hat so einen herrlich sarkastischen Unterton. Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht und wünsche dir auch viel Spaß bei der Lektüre!

    • Ich mit dem Lesen des Buches begonnen, bin aber mit den wissenschaftlichen Beschreibungen ziemlich überfordert! Bis gespannt, wie es weitergeht.

  8. Pingback:Jim Holt: Gibt es Alles oder Nichts? – Eine philosophische Detektivgeschichte – Elementares Lesen

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