Massimo Sandal: Die Melancholie des Mammuts

Cover Sandal Die Melancholie des Mammuts„Wir Menschen haben schon immer im sechsten Massensterben gelebt, es hat die gesamte Entwicklung unserer Art begleitet,“ schreibt der italienische Wissenschaftsjournalist Massimo Sandal in seinem Buch Die Melancholie des Mammuts. Denn als die Menschheit sich ausbreitete, begann sie mit der Ausrottung vieler Lebewesen, vom Wollhaarmammut in der Eiszeit über den Riesenalk im 19. Jahrhundert bis zum Beutelwolf, dessen letztes Exemplar 1937 starb – und so geht es weiter bis in die Gegenwart.

Erdgeschichte, Evolution, De-Extinction

„Die Melancholie des Mammuts“ von Massimo Sandal erzählt von den großen Massensterben der Erdgeschichte, vom menschengemachten sechsten Sterben und vom Versuch, ausgestorbene Arten wie das Wollhaarmammut, den Pyrenäensteinbock oder die Wandertaube wiederzuerwecken. Spannend! Warum ist dieses sechste Sterben so anders als bisherige Aussterbewellen? Und wie versucht man heute, ausgestorbene Arten wiederzuerwecken? Massimo Sandal holt weit aus. Lebendig erzählt er von früheren erdgeschichtlichen Epochen und ihren seltsamen Bewohnern. Er taucht ein in die Zeiten der großen Massensterben, die zugleich die Evolution beflügelten und viele neue Arten hervorbrachten. Was waren die Auslöser? Welche Eigenschaften halfen den Überlebenden? Und vor allem: was ist beim gegenwärtigen Massensterben anders?

Diesmal ist keine Naturkatastrophe verantwortlich, sondern allein der Mensch, dessen Handeln für eine ungewöhnlich hohe Aussterberate bei Tier- und Pflanzenarten sorgt. Massimo Sandal erklärt uns das große Ganze, bringt aber auch viele Beispiele, die die Prozesse veranschaulichen. Er zeigt, wie wir durch unsere Lebensweise Arten ausrotteten und Ökosysteme zerstörten. Wir sind dabei, als der letzte Dodo und die letzte Wandertaube als „Endlinge“ sterben.

Unter dem Begriff De-Extinction laufen heute viele Projekte zur Rettung bedrohter und zur Wiederbelebung ausgestorbener Arten. Genetik und Biotechnologie machen es möglich. Sandal erzählt vom vergeblichen Klonen des Pyrenäensteinbocks, von der Genom-Sequenzierung beim Wollhaarmammut und vom Versuch, eine pilzresistente Art der Amerikanischen Kastanie nachzuzüchten. Dabei hat er immer die ethischen Probleme im Blick. Er macht sich Gedanken über das Schicksal wiederbelebter Mammuts und anderer sozialer Tiere, die in einer fremden Welt ohne ihre Artgenossen verloren wären. Und er fragt, ob die enormen Gelder, die solche Projekte verschlingen, nicht besser im Arten- und Naturschutz eingesetzt werden sollten. Unserer Verantwortung würden wir besser gerecht durch den Kampf gegen ein fortgesetztes Artensterben.

Ein lesenswertes Buch, das die Erd- und Wissenschaftsgeschichte mit den Herausforderungen der Gegenwart verknüpft.

Einziges Manko: Das Buch hat weder Index noch Literaturverzeichnis, und die Anmerkungen gibt’s nur über einen QR-Code.

Massimo Sandal: Die Melancholie des Mammuts – Ausgestorbene Tierarten und wie sie zu neuem Leben erweckt werden können
Originaltitel: La malinconia del mammut
Aus dem Italienischen übersetzt von Peter Klöss
Hirzel Verlag, 264 Seiten
ISBN 978-3-7776-3178-3
Leseprobe

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Ein Kommentar

  1. Alle Tiere sind doch Holobionten. Die notwendigen Bakterien bekommt es durch das Mutter bei den Säugern.
    Insofern habe ich beim Klonen ein Verständnisproblem.

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