Darwin und Vogel auf Galápagos
Auf den Galápagos-Inseln begegnete der Journalist Boris Herrmann 2019 der Ururenkelin Charles Darwins, Sarah Darwin – Botanikerin, und ihrem Ehemann Johannes Vogel, Generaldirektor des Berliner Museums für Naturkunde. Nach anregenden Gesprächen in den folgenden Jahren haben die drei ein gemeinsames Buch herausgebracht: Das Parlament der Natur.
Polykrise – Klimawandel und Artensterben
In Zeiten der Polykrise, zu der der Klimawandel, die Zerstörung von Lebensräumen und das Artensterben gehören, suchen Forschende nach Wegen, komplexes Wissen über die Zusammenhänge verständlich zu machen. Das ist auch der Anspruch von Sarah Darwin und Johannes Vogel – und Zweck ihres Buchs. Der Interview-Band entstand als Erweiterung eines Interviews, das der Journalist Boris Herrmann mit dem Forscherpaar für die Süddeutsche Zeitung führte. Ihr Gespräch setzten sie im Berliner Museum für Naturkunde sowie am Familiensitz des Paares in Essex fort.
„Nichts ist so politisch wie die Natur“, sagt Vogel. Wir sind ein untrennbarer Teil von ihr. Um sie zu schützen und zu bewahren, müssen wir unseren Lebensstil ändern, fordern die beiden, und geben Beispiele, was jeder einzelne Mensch für eine bessere Zukunft tun kann. Das Museum ist für sie ein Ort der Wissensvermittlung und ein wertvolles Archiv der Vergangenheit, das Antworten über unsere Zukunft liefern kann.
Gespräche über Evolution und Artenschutz
Darwin und Vogel erläutern dem Journalisten grundlegende Fragen: Was ist Evolution? Was bedeutet der Verlust von Arten für uns Menschen? Und was können naturkundliche Sammlungen beitragen zur Erweiterung unseres Wissens und zur Rettung des Planeten? Dabei nutzen sie Museumsexponate als Anschauungsmaterial. Beim Gang durch die Räume begegnen wir Präparaten von ausgestorbenen Arten wie dem Quagga, der Wandertaube, dem Riesenalk und den „politischsten Eiern der Welt“: Wanderfalkeneier aus dem 19. Jahrhundert. Als die Zahl der Wanderfalken in den 1950er Jahren zurückging, konnte beim Vergleich von Falkeneiern mit Exemplaren aus einem Londoner Museum nachgewiesen werden, dass ihre Schale durch das Insektizid DDT zu dünn für die Brut wurde.
Das Buch ist klug aufgebaut: von den Ausstellungsstücken im Museum bis zu gemeinsamen Spaziergängen in Sussex, wo Beobachtungen in der Natur im Vordergrund stehen. Stets herrscht eine freundschaftliche Gesprächsatmosphäre zwischen den Dreien – es ist eine Freude, ihren Gespräche zu folgen. Ich fand es cool, dass uns Darwins Ururenkelin die Evolution erklärt! Wissenschaftliche Expertise wird mit persönlichen Erfahrungen verbunden. Die Botanikerin Sarah Darwin bringt ihre Forschung zur Galápagos-Tomate ein, Johannes Vogel seine Arbeiten über Farne. Auch ihre wissenschaftlichen Laufbahnen werden angesprochen, die gemeinsame Liebe zur Natur und der Wunsch, mit ihren Forschungen etwas zu bewirken.
Fazit
Den beiden gelingt es, Themen wie Evolution und Biodiversität einfach zu erklären. Stimmungsvolle Fotos von Museumsobjekten, Archiven hinter den Kulissen (da möchte ich mich gern mal einschließen lassen) sowie Landschafts- und Naturaufnahmen runden den Interview-Band ab. So bietet Das Parlament der Natur eine solide Einführung zum Artensterben und der Bedeutung der Natur für unser Überleben, zu aktuellen Herausforderungen im Naturschutz und was Museen hier leisten können. Für Menschen, die einen guten Überblick zu diesen Themen suchen, ist das Buch sehr zu empfehlen!
Sarah Darwin, Johannes Vogel, Boris Herrmann: Das Parlament der Natur
Was uns Farne, Finken und ihre Verwandten zu sagen haben
Übersetzt von Sebastian Vogel
Propyläen Verlag 2025, 240 Seiten mit zahlreichen Fotos von Bungert Friedrich und Felix Weiß
ISBN 978-3-549-10089-9
Leseprobe
Allein, dass die beiden so sprechende Nachnamen haben, finde ich schon wunderbar.
Ja, das passt perfekt!