Ich liebe meinen Garten! Zu viel Perfektion ist mir jedoch ein Gräuel. Meine Devise bei der Gartenarbeit lautet: bloß nicht zu viel herausrupfen – wer weiß, welche Schönheit sich hinter den unscheinbaren Blättern verbirgt. Manche nennen es Unkraut, ich sehe darin Potential. Aber wie erkenne ich an ein paar kleinen Blättern, was ich vor mir habe? Da kam mir im Frühling ein neues Gartenbuch gerade recht, das sich als sehr hilfreich erwiesen hat. Es widmet sich den zahlreichen Pflanzen, die sich ohne unser Zutun in den Garten verirrt haben und uns vor die Frage stellen: Wird das was – oder kann das weg? Bärbel Oftring, Diplom-Biologin und Autorin vieler Natur-Sachbücher für Kinder und Erwachsene, kennt die Antworten. In diesem superpraktischen Gartenbuch porträtiert sie einhundert Wildpflanzen und Zierpflanzen mit ihren nützlichen oder schädlichen Eigenschaften. Das Buch ist narrensicher strukturiert nach der Form der jungen Blätter:
- länglich wie beim Fingerhut, dem Gänseblümchen oder dem Klatsch-Mohn
- rundlich wie beim Löwenmäulchen, der Sonnenblume oder der Kapuzinerkresse
- mehrteilig wie bei der Akelei, dem Giersch oder dem Stinkenden Storchschnabel.
Auf jeweils einer Doppelseite gibt es einen botanischen Steckbrief der Pflanzen und Fotos in verschiedenen Wachstumsphasen. Vor allem frisch gekeimte Blätter stellen uns ja oft vor die Frage, was sich wohl dahinter verbirgt. Die Fotos sind also Gold wert! Hilfreich finde ich auch die Symbole, mit denen ich auf einen Blick erkenne, ob eine Pflanze essbar oder giftig ist, insektenfreundlich, zierend, heilkräftig oder auch besonders ausbreitungsfreudig. Klare Hinweise wie „jetzt ernten“ oder „sofort entfernen!“ lassen keinen Zweifel, was mit den Pflanzen anzustellen ist. So kann man sie schon im Frühstadium erkennen und über ihren Verbleib entscheiden. Im Text gibt es allerlei Wissenswertes zu erfahren: über die Herkunft der Pflanzen, ihre Verwendung in der Heilkunde, Inhaltsstoffe wie Mineralien und Vitamine, Tipps zum Genuss einzelner Pflanzenteile, aber auch, womit sie zu verwechseln sind, welche Gefahren von ihnen ausgehen und vieles mehr.
Mit diesem Buch habe ich viele unbekannte Pflanzen in meinem Garten identifiziert. Jetzt sehe ich dem Un-Kraut mit mehr Gelassenheit entgegen und erfreue mich an den nützlichen Schönheiten, denn sie sind äußerst beliebt bei zahlreichen Insekten und Vögeln! Auf das Verblühte stürzen sich bei mir auch die Weinbergschnecken!
Das Schaumkraut habe ich allerdings verbannt. Schon bei zarter Berührung platzten die Schoten auf und die Samen sprangen mir frech ins Gesicht. Das geht so nicht! Die Wilde Möhre durfte bleiben. Sie begeistert mich nicht nur mit ihren schönen weißen Blütendolden, sondern auch durch die zahlreichen Insekten, die sie anlockt. Der Portulak ist nicht nur ein hübscher Bodendecker, sondern auch ein ideales Naschgemüse, das leicht säuerlich schmeckt und eine Bereicherung in jedem Salat ist. Die Königskerze wird über zwei Meter groß und hat im Sommer umschwärmte gelbe Blüten. Wenn sie sich einen neuen Platz ausgesucht hat, erkenne ich das an ihren eiförmigen, wolligen Blättern und lasse sie meist gewähren. Demnächst werde ich die Blüten sammeln und trocknen, um sie bei Bedarf gegen Husten und Heiserkeit einzusetzen. Am Kalifornischen Mohn erfreut sich inzwischen auch meine Nachbarin – erstaunlich, wie schnell der Weg in ihren Garten geschafft war!
Wird das was – oder kann das weg? ist ein perfekter Ratgeber und eine Inspirationsquelle für Neugierige und Experimentierfreudige, die gern ein bisschen Wildwuchs im Garten zulassen. Es macht Spaß, darin zu blättern! Ich weiß jetzt auch, von welchen Wildpflanzen am Wegesrand ich mir ein paar Samen mitbringen werde. Denn das Buch weckt auch Begehrlichkeiten! Und für alle Pflanzen, die ich schon voreilig herausgezogen habe, gilt die Hoffnung, dass ich ein paar Stellen übersehen habe.
Entdeckt habe ich dieses Buch auf dem Blog Leselebenszeichen von Ulrike Sokul, immer wieder eine Fundgrube für die naturverbundene Leserschaft!
Bärbel Oftring: Wird das was – oder kann das weg? Erwünschte & unerwünschte Gartenpflanzen erkennen
Kosmos Verlag 2017, 144 Seiten mit 307 Farbfotos und 10 Farbzeichnungen
ISBN 978-3-440-16785-4 Neuauflage 2020
Liebe Petra,
die botanische Hintergrundierung Deines Buchfotos finde ich sehr passend, gelungen und ansprechend.
Ja, dieses informative Sachbuch BLÄTTERT dem geneigten Betrachter und Leser ganz vorzüglich die Pflanzenwelt auf und es bedient mit der Art seiner Wachstumsphasendarstellung eine echte Buchmarktlücke.
Ich habe selten ein Buch vorgestellt, das auf der Kommentarebene so viele Kaufabsichtserklärungen bekommen hat wie „Wird das was – oder kann das weg?“.
Herzensdank für Deinen lobenden Hinweis auf meine Webseite!
*freu*
*hüpf*
*lächel*
*wink*
Ulrike von Leselebenszeichen
Ich bin froh, dass ich dieses nützliche Buch auf deinem Blog entdeckt habe, liebe Ulrike! Das Buch schließt ja wirklich eine Lücke dank des hilfreichen Aufbaus. Und es bringt eine Menge vergessenes Wissen über die Anwendungsmöglichkeiten dieser Pflanzen zurück. Da werde ich sicher vieles ausprobieren.
Liebe Grüße, Petra
Auf Ulrikes Seite schaue ich auch ab und an nach.
Man kann garnicht genug angeregt werden.
Dieser Pflanzenratgeber ist sicherlich sehr hilfreich! In meinem Garten allerdings ist wenig an Wildwuchs vorhanden.
Unlängst zweimal Wildwiesen besucht: Ich fotografierte mit meinem Makro: Karden, Disteln, auch diverse Insekten, die sich zum Teil 10-fach auf einer Blüte wie der „Wilden Möhre“ tummelten.
Meine Partnerin suchte dabei immer wieder die Namen der Pfalnzen, ich fotografierte. Beides zusammen, von einer Person erledigt, hätte einen ganzen Nachmittag ausgemacht, was heutzutage eigentlich nicht mehr geht, im Zeitalter der 1000 Dinge, mit denen man sich beschäftigt.
Zum Besprechen von Büchern komme ich zur Zeit garnicht mehr, was ich schade finde. Ich lese dennoch recht viel, eben Artikel meist wie diesen:
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-21722-2017-08-02.html
Passt recht gut zum Thema!!
Schönen Tag Dir!
Ich mache beim Spazierengehen auch immer gern Fotos, um die unbekannten Pflanzen und Insekten dann zuhause zu identifizieren. Man lernt ständig dazu.
Vielen Dank für deinen Link zu dem Artikel über die Urpflanze! Faszinierend!
Dir auch einen schönen Tag :-)
Ui, bei diesem Buch fallen mir spontan ein paar Leute ein, denen ich es gern schenken würde. Dieses Thema hat mich erst vor kurzem berührt, als ich den Rasen mähen sollte und extra ein Feld Klee mit Blüten stehen lassen habe, weil sich dort soviele Insekten tummelten. Meine „Auftraggeberin“ schaute sich erst einmal ganz erstaunt dieses ungemähte Stück an. Ihr waren diese Blüten allgegenwärtig, hat sie aber nicht benennen können, geschweige denn, sind ihr die vielen Besucher dort nicht aufgefallen.
Das Buch ist auf jeden Fall ein super Geschenk, weil es die Einstellung zum Thema Unkraut verändern kann! Im Rasen bin ich über die vielen Un-Kräuter eher zwiegespalten, weil sie dort überhand nehmen, wenn ich nichts dagegen unternehme. Weil ich den Insekten im Rest des Gartens viele Blüten anbiete, habe ich kein schlechtes Gewissen, die Rasen-Unkräuter teils auszustechen. Ich habe festgestellt, dass mir Gänseblümchen und Löwenzahn im Salat nicht so gut schmecken ;-)