Ben Moore: Da draußen

Cover Moore Da draußen

© Kein & Aber

Gibt es andere Planeten außer der Erde, auf denen Leben existiert? Wie komplex ist es und wie können wir es finden? Ein Fall für die Astrobiologie! Seit einigen Jahren widmet sich der britische Astrophysiker Ben Moore an der Universität Zürich diesem Forschungsgebiet. Nach seinem Bestseller Elefanten im All untersucht er in seinem neuen Buch Da draußen die Frage, wie das Leben überhaupt entstand und wo es sich im Universum verbergen könnte.

In einer Zeit, in der Kosmologen ständig neue Exoplaneten, also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, entdecken, steigt die Wahrscheinlichkeit, dabei auch auf außerirdisches Leben zu stoßen, vielleicht sogar auf intelligente Lebensformen. Allein in unserer Galaxie gibt es geschätzte 10 Milliarden Planeten, die günstige Bedingungen für Leben bieten! Stammt das Leben auf der Erde vielleicht sogar von da draußen aus den Weiten des Alls? Ist es vor langer Zeit auf einem Asteroiden entstanden und bei einem Einschlag hier angekommen? Oder entstand es ist in der irdischen Ursuppe, um sich im Laufe der Erdgeschichte zu dem zu entwickeln, was wir heute kennen? Ben Moore wägt gründlich ab, tendiert aber zu der These, dass das Leben aus dem Weltall auf die Erde kam.

In seinem Buch gibt der Autor einen teils trockenen, teils durchaus spannenden Überblick über die Erkenntnisse aus Genetik, Zellbiologie, Geologie und Astronomie. Dabei lernen wir Überlebenskünstler wie das Bärtierchen oder den Eiswurm kennen, die mit besonderer Hitze oder Kälte oder auch mit extremen Druckverhältnissen auf der Erde klarkommen. Man nennt sie daher extremophil. Lebensformen, die unter extremen Bedingungen existieren, könnte es auch außerhalb der Erde geben. Ben Moore arbeitet sich durch die Planeten und Monde unseres Sonnensystems immer weiter vor bis zu den Exoplaneten und beschreibt jeweils die spezifischen Möglichkeiten für Leben.

Dabei bezieht er Szenarien aus Science-Fiction-Literatur und –Filmen in seine Überlegungen ein und untersucht, wie realistisch deren Fantasien von außerirdischem Leben sind.  Science-Fiction war schon immer eine Inspirationsquelle für die Wissenschaft, auch für den Autor, da sie sich auf dem Fundament des zeitgenössischen Wissens bewegt, aber spielerisch darüber hinausgeht und zukünftige Erkenntnisse oft vorwegnimmt.

Wie könnten Lebewesen auf fernen Welten existieren?  Die Atmosphäre dort könnte dichter sein oder die Gravitationskräfte viel geringer als auf der Erde. Dadurch würden sich völlig andere Lebensformen entwickeln. Astrobiologen fragen sich, welche Energieform sie benötigen, ob sie symmetrisch sind wie wir, ob sie telepathisch veranlagt sind oder ob ihre Skelette zum Beispiel aus Metall bestehen könnten. Auch Lebewesen auf Wasserplaneten oder Superorganismen in Gaswolken haben mit dem, was wir als Leben kennen, nur wenig gemeinsam. Es gibt so viele Möglichkeiten, so viele fremde Welten, die wir uns nicht einmal vorstellen können.

Der Autor ist überzeugt, dass wir angesichts der Vielzahl von Sonnen und Planeten nicht allein sind im Universum. Aber er fragt sich auch, ob es klug ist, Außerirdische auf uns aufmerksam zu machen. Da draußen könnte es Lebewesen geben, die der Menschheit weit überlegen sind und uns in punkto Grausamkeit in nichts nachstehen!

Auf jeden Fall geht die einmal begonnene Suche nach dem Leben da draußen weiter. Moore beschreibt knapp die wichtigsten derzeit laufenden und geplanten Projekte. Seine Vision ist eine Menschheit, die ihre Energie in die Erforschung des Universums steckt statt in zerstörerische Kriege. Um fremdes Leben zu finden, müssen wir die irdische Vorstellung von außerirdischem Leben überwinden und “das Unerwartete erwarten”.

Obwohl ich die Thematik sehr spannend finde, löste dieses Buch keine Begeisterungsstürme bei mir aus. Es ist recht sachlich gehalten mit vielen anschaulichen Erklärungen für die komplexen biologischen Prozesse. Aber es ist nicht aus einem Guss. Die Schwerpunkte waren anders gesetzt, als ich es erwartet hatte. Einzelaspekte waren auf mehrere Kapitel verteilt. Manche Kapitel wie jenes über extremophile Lebensformen waren packend und mit Elan geschrieben, andere waren mir zu lehrbuchhaft, zu nüchtern. Alles in allem ist das Buch dennoch eine gute Einführung in das Forschungsgebiet der Astrobiologie mit vielen Lesetipps zu Klassikern der Science-Fiction-Literatur.

Ben Moore: Da draußen – Leben auf unserem Planeten und anderswo
Aus dem Englischen übersetzt und mit Zeichnungen von Katharina Blansjaar
Verlag Kein & Aber 2014, 352 Seiten
ISBN 978-3-0369-5705-0

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6 Kommentare

  1. Pingback:Vorfreuden für Leseratten V – Herbst 2014 – Elementares Lesen

  2. Mmmhhh…schade. Ich hatte das Buch im Laden schon oft in der Hand und war mir sicher, dass ich es irgendwann lesen würde. Auch aufgrund des Covers hätte ich aber nicht damit gerechnet, dass es besonders nüchtern oder gar lehrbuchartig geschrieben ist! Kennst Du das Vorgängerbuch? Über das hab’ ich zumindest viel Gutes gehört. Gruß!

    • Ich fand es auch schade, da ich etwas originelleres erwartet hatte. Ich habe das Buch immer wieder zur Seite gelegt und nach einiger Zeit nochmal probiert. Beim Wiedereinstieg war ich manchmal richtig gefesselt und dann doch bald gelangweilt. Aber vielleicht kommst du mit deiner biologischen Vorbildung ja über die Teile hinweg, die mir zu trocken waren!
      Bei dem Vorgängerbuch habe ich relativ früh abgebrochen, da störten mich die autobiografischen Bemerkungen, die nicht in den Kontext passten.

  3. Das ist ja witzig! Ich habe gerade mit dem Buch “Leben. Eine Biografie” von Richard Fortey begonnen und bin beim zweiten Kapitel, wo genau diese Theorien, -Leben durch Asteroiden- oder -Leben aus der Ursuppe- vorgestellt werden. Vielleicht ist diese Lektüre die “unterhaltsamere” Variante zu diesem Thema, wenn auch schon etwas älter. Ich bin von Fortey auf jeden Fall begeistert und kann mir daher die “Alternative” sparen! Danke!!

    • Ah, Richard Fortey! Den lese ich ja auch zu gern, weil er die Begeisterung für sein Thema sehr gut vermitteln kann! Das habe ich bei Ben Moore nicht so empfunden. Aber auch bei ihm gab es starke Passagen wie die bereits erwähnte über extremophile Lebewesen oder über die Frühzeit der Erde und die ältesten Spuren von Leben an Stromatolithen.

  4. Pingback:[Notiz]: Indiebookchallenge – Außerhalb der Erde (#nichtvonhier) – Lesen macht glücklich

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