1973 wurde der Zoologe Karl von Frisch für seine Erkenntnisse zum Schwänzeltanz bei Honigbienen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Seitdem konzentriert sich die Bienenforschung auf die weitere Entschlüsselung der Tanzsprache. Vortänzerinnen schicken ihre Schwestern im Bienenstock angeblich direkt zu einer Futterquelle. Der Bienenexperte und Sachbuchautor Jürgen Tautz fordert in seinen Buch Die Sprache der Bienen ein Umdenken, denn der Tanz allein ist viel zu unpräzise. Das konnten zahlreiche Experimente belegen.
Bienentanz und Düfte – 100 Jahre Bienenforschung
Tautz blickt zurück auf 100 Jahre Bienenforschung und stellt uns die Koryphäen auf diesem Gebiet vor. Er skizziert die gegensätzlichen Positionen zur Kommunikation der Bienen, teils in ausführlichen Zitaten. Während die meisten Forschenden die Tanzsprache für entscheidend halten, betonen Andere die Bedeutung von Duftstoffen. Diese sondern Kundschafterinnen aus einer Drüse am Hinterleib ab, um den Weg und das Ziel zu markieren. Ihre Schwestern können dieser Spur bis zur Futterquelle folgen.
Im Buch wird erklärt, wie Botschaften im Bienenstock übermittelt werden und wo die Grenzen des Schwänzeltanzes als Informationsquelle liegen. Tautz erläutert den Aufbau berühmter Experimente und verdeutlicht alles anhand von Skizzen.
Neue Techniken revolutionieren die Forschung zur Kommunikation der Bienen. Heute können die Tiere per Radar verfolgt werden. Doch noch immer liegt der Fokus auf dem Schwänzeltanz im Bienenstock. Das Verhalten unterwegs zur Futterquelle ist kaum erforscht.
Forderung nach einer umfassenden Verhaltensforschung an Honigbienen
Bisher werden also vor allem Start- und Zielpunkte der Honigsammlerinnen betrachtet. Als Forscher hat Jürgen Tautz selbst wertvolle Erkenntnisse über das Zwischenstück geliefert. Ihm schwebt eine mehrstufige Fernorientierung vor, bei der die Bienen verschiedene Methoden kombinieren: »Schicken, Führen und Locken« nennt er das. Ausführlich erklärt er, wie Bienen ihre Schwestern damit zu Blütentracht-Quellen lotsen. Um die Wissenslücken zu schließen, fordert Jürgen Tautz neue Forschungsansätze, die das Verhalten der Bienen im Feld berücksichtigen.
Geballtes Wissen über die Kommunikation der Honigbienen
Ich habe Faszinierendes über das Geschehen im Bienenstock gelernt, über die Orientierungsfähigkeiten der Bienen und die Bedeutung der Nasanov-Drüse, mit der Duftstoffe verteilt werden. Kritisch anzumerken sind die inhaltlichen Wiederholungen, die sich durch die Vielzahl der vorgestellten Experimente ergaben. Das Werk bewegt sich stilistisch zwischen Sach- und Fachliteratur. Wer bereit ist, tief in die komplexe Bienenforschung einzusteigen oder sich über den aktuellen Wissensstand zu informieren, wird mit Die Sprache der Bienen bestens bedient.
Jürgen Tautz: Die Sprache der Bienen
Knesebeck Verlag 2021, 256 Seiten mit 20 farbigen Abbildungen und 30 Illustrationen
ISBN 978-3-95728-503-4
Leseprobe
Ob die Antwort hier liegt, liebe Petra? Da ich kein Abo habe, komme ich nicht hinter den Paywall, aber vielleicht ist hier ja schon die Antwort? Liebe Grüße aus Mexiko, wo der Honig mehr geschätzt wird als irgendwo sonst.
httpss://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/internet-der-duefte-a-cb12b85a-0002-0001-0000-000177514664
Probieren wirs nochmal mit der korrekten Adresse:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/internet-der-duefte-a-cb12b85a-0002-0001-0000-000177514664
Ein Abo habe ich auch nicht, lieber Jürgen. Aber ich habe noch einen frei zugänglichen Artikel gefunden: https://www.spektrum.de/news/ueberschaetztes-phaenomen-schwaenzeltanz-wie-sich-bienen-orientieren/1875235. Das Thema ist wirklich spannend! Liebe Grüße :-)