Die hektische Zeit im Jahr der Honigbienen ist vorbei, nun kehrt bald die Winterruhe ein. Wer hätte gedacht, dass eine Biene im Laufe ihres kurzen Lebens bis zu 800 Kilometer zurücklegt? Oder dass ein Bienenvolk bis zu 8 Millionen Blüten bestäubt – pro Tag? Dies und mehr erfahren wir in dem lesenswerten Buch Bienen – Die Seele des Sommers.
Marzellus Boos ist ein bestens informierter Hobbyimker, der alle Aspekte im Leben der Honigbienen flüssig und gut verständlich thematisiert. Wie viele Jobs gibt es in einem Bienenstaat? Wer hat das Sagen? Wie intelligent sind Honigbienen? Warum opfern sie sich bei Gefahr selbstlos für ihr Volk? Wie funktioniert das mit der Bestäubung? Was hat es mit dem Wundermittel Propolis auf sich? Und wie schaffen es die Bienen, den Winter zu überstehen?
Neben den Erkenntnissen aus der historischen Bienenforschung hat Boos auch aktuelle Fachliteratur von Forschern wie Jürgen Tautz, Randolf Menzel und Thomas Seeley herangezogen. Er zitiert gern den berühmten Bienenforscher Karl von Frisch, der den Nobelpreis für die Entschlüsselung des Schwänzeltanzes erhielt. Da Bienen auch in der Kultur und Literatur ihre Spuren hinterlassen haben, kommen auch William Shakespeare, Goethe und Wilhelm Busch zu Wort.
In gut strukturierten Kapiteln führt der Autor durch das Leben der Honigbienen. Er erläutert ihren Körperbau, ihre Sinnesorgane und die komplexe Kommunikation im Bienenvolk. Marzellus Boos interessiert sich für die Unterschiede, aber auch für die Gemeinsamkeiten zwischen Bienen und Menschen. Da liefert die Forschung immer wieder verblüffende Erkenntnisse:
Heute weiß man, dass Bienen nicht nur schlafen, sondern dass sie sogar träumen. Bienen brauchen mehr Schlaf, wenn sie kompliziertere Dinge lernen sollen. Unwillkürlich denkt man an die Hypothese der Schlafforscher, wonach auch wir Menschen im Schlaf Erlebnisse der Wachphasen verarbeiten. Das Gehirn wird dabei von überflüssigen Informationen „gereinigt“ und neu strukturiert, glaubt man. Warum sollte das nicht auch bei den Bienen so sein?
Zum Abschluss seines Buches geht Boos auf die Gefahren ein, die die Honigbienen bedrohen und letztlich auch unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährden. Zum einen macht den Honigbienen Europas die Varroamilbe zu schaffen. Dieser blutsaugende und Krankheiten übertragende Schädling kann laut dem Autor nur durch die Eingriffe von Imkern in Schach gehalten werden. Die andere Gefahr sind die menschlichen Eingriffe in die Natur:
Seit 1990 hat sich die Zahl der Bienenvölker fast halbiert. Wenn das nicht gestoppt wird, dann ist eine ökologische Katastrophe unausweichlich. Bienen befinden sich in vielen Regionen im Dauerstress. Eine industrialisierte Landwirtschaft mit artenarmen Monokulturen bietet den Nektarsammlerinnen pestizidbelastete Massentrachten im Wechsel mit langen Hungerperioden. Dazu kommen noch Wetterkapriolen mit katastrophalen Auswirkungen auf die Honigerträge. Unter solchen Bedingungen darf man sich nicht wundern, dass auch die Zahl der Imker stark rückläufig ist. Und das ist eigentlich die gefährliche Entwicklung.
Der Autor beklagt, dass es nur noch sehr wenige Berufsimker gibt. Der Großteil der Imkerarbeit wird in Deutschland von Hobbyimkern geleistet. Ob das genügt, ist fraglich. Marzellus Boos bietet in seinem Buch viele Einblicke in die Tätigkeiten eines Imkers, die zeigen, wie bereichernd dieses Hobby ist. Er engagiert sich dafür, dass wir uns näher mit den Honigbienen befassen, denn “wir lieben, was wir kennen”. So könne man auch der Entfremdung von der Natur entgegen wirken.
Mich hat das Buch Bienen – Die Seele des Sommers mit seinem Fachwissen und seiner erstaunlichen Detailfreude begeistert.
Marzellus Boos: Bienen – Die Seele des Sommers
Über die Wunderwelt der Honigbienen
ISBN 978-3-00-053909-1
Mellonia Verlag 2016, 160 Seiten
mit vielen Abbildungen und 76 Farbfotos
Ich stelle mir so einen Bienentraum honigsüß vor :-) LG und danke für diese Buchvorstellung.
Im Sommer habe ich eine große Hummel beim Träumen beobachtet. Das war einfach köstlich!
Liebe Petra,
so ein Zufall – gerade habe ich mit dem Buch “Die Intelligenz der Bienen” von Randolf Menzel und Matthias Eckoldt angefangen, da besprichst Du ein weiteres, leseverlockendes Bienenbuch.
Ich hatte schon immer ein konstruktives Verhältnis zu Bienen, aber mit jedem Buch, das ich über sie lese, wachsen sie mir mehr ans Herz.
Und den Mellonia Verlag kannte ich noch garnicht.
Danke für die Erweiterung meines Horizontes.
Honigsüße Grüße von Ulrike :-)
Liebe Ulrike,
da bin ich schon sehr gespannt auf deine Rezension zur “Intelligenz der Bienen”!
Mellonia ist übrigens der Verlag zum Buch. Auf dieser Seite erfährst du alles über den Autor, seine Motivation, dieses Buch zu schreiben und eine Leseprobe mit dem Vorwort.
Über die Honigbiene kann man nie genug lesen!
Viele Grüße, Petra