Tropische Schmetterlinge auf üppigen Blüten und Früchten, farbenfroh und lebensecht gezeichnet – sie sind das Markenzeichen der berühmten Naturforscherin Maria Sibylla Merian. Anlässlich ihres 300. Todestags im Januar 2017 erschien im Gerstenberg Verlag ein kleinformatiger Bildband: Maria Sibylla Merians Schmetterlinge von Kate Heard. Er vermittelt einen Einblick in die Schwerpunkte ihres Schaffens mit Motiven aus der europäischen Flora und Fauna und vor allem Zeichnungen aus Merians Forschungsaufenthalt in der damaligen niederländischen Kolonie Surinam.
Schon früh interessierte sich die Tochter eines Frankfurter Verlegers für Insekten, besonders für die Metamorphose von Raupen in Schmetterlinge. Maria Sibylla Merian erforschte deren Lebenszyklus, Ernährungsweise und Fortpflanzung, indem sie die Raupen samt ihrer Futterpflanzen mit zu sich nach Hause nahm, dort ihre weitere Entwicklung beobachtete und penibel dokumentierte. Und sie lernte – was im 17. Jahrhundert sehr ungewöhnlich war – das Kupferstechen und Zeichnen. Die talentierte Malerin veröffentlicht Werke über Blumen und Insekten und verkaufte sie mit großem Erfolg. Das besondere an ihren Zeichnungen war die Darstellung verschiedener Lebenszyklen von Insekten in einem Bild, die Verknüpfung der Raupen und Schmetterlinge mit den Pflanzen, die ihnen als Nahrung und Lebensraum dienten. Damit setzte sie Maßstäbe für viele Naturforscher, die ihre Methode nachahmten.
Ihr bedeutendstes Werk, Metamorphosis Insectorum Surinamensium, dokumentiert die Ergebnisse zweijähriger Forschungen im Regenwald von Surinam. Dort studierte Merian gemeinsam mit ihrer Tochter Dorothea von 1699 bis 1701 eingehend die Insekten- und Pflanzenwelt, bis ihr schlechter Gesundheitszustand wegen des tropischen Klimas sie zur Rückreise nach Europa zwang.
Nach ihrem Tod im Januar 1717 gelangte ein Teil der Original-Kupferstiche, handkolorierten Drucke und Aquarelle an den königlichen britischen Hof, in die Royal Collection. Aus dieser Sammlung stammen die Kunstwerke, die im Bildband Maria Sibylla Merians Schmetterlinge zu sehen sind. Ein kurzer Abriss über Leben und Werk der Künstlerin und Schmetterlingsforscherin ist den kunstvollen Bildtafeln vorangestellt. Kate Heard, die Kuratorin des Royal Collection Trust, würdigt darin die Pionierleistung Merians bei der Erforschung der Insekten und bezeichnet Merians Werk als „eine eindrucksvolle Kombination von künstlerischer Fertigkeit und wissenschaftlicher Sorgfalt“.
Besonders erfreulich sind die zahlreichen Seiten mit vergrößerten Details! Erst hier erkennt man die Akribie, mit der die Zeichnungen ausgeführt sind: die facettenreichen Schmetterlingsflügel, die Struktur von Blättern oder feinste Härchen und Borsten an den Körpern der Insekten. Ein wunderschönes Büchlein für Natur- und Kunstfreunde!
Publikumsfavorit beim Wissensbuch des Jahres 2017 in der Kategorie Ästhetik
Kate Heard: Maria Sibylla Merians Schmetterlinge
Aus dem Englischen von Anke Albrecht
Gerstenberg Verlag 2017, 192 Seiten, 15×19 cm
ISBN 978-3-8369-2126-8
Ein Sachbuchblog – und dann auch noch so ein guter. Nach so etwas musste man bisher in der Blogger-Gemeinde mit der Lupe suchen. Sehr schöne, informative und auch exzellent geschriebene Beiträge. Da folge ich doch gleich mal und freue mich auf mehr. Beste Grüße und ein schönes WE, Stefan
Vielen Dank! Ich habe dein Krimiblog auch erst kürzlich (über lit21?) entdeckt und bin gespannt auf deine Beiträge!
Herzliche Grüße, Petra