Schon mal von Anamorphen oder Mykophagen gehört? Von Hygrophanität oder Mykoremediation? Ich nicht, aber nach der Lektüre des unterhaltsamen Wörterbuchs Fungipedia bin ich schlauer. Willkommen im Reich der Pilze!
Der Mykologe Lawrence Millman erklärt all diese Fachbegriffe, doch es gibt unter den 180 Einträgen auch Artikel zu Alice im Wunderland und Ötzi, Haareis und Orchideen – natürlich immer mit ihrem Bezug zur Pilzwelt! Wir lernen etwas über verschiedene Pilzarten, die Bestandteile und Wirkstoffe von Pilzen, über Heilpilze, feuerliebende und giftige Pilze, holzzersetzende Pilze und Pilze, die Gifte oder Schwermetalle abbauen. Sie haben bemerkenswerte Fähigkeiten! Auch der begehrte Matsutake wird erwähnt.
Pilze sind enger mit den Tieren verwandt als mit Pflanzen. Das lässt sich am Chitin festmachen, das Pilzen ihre Standfestigkeit verleiht und manchmal sogar die Fähigkeit, Asphalt zu durchdringen. Doch Chitin findet sich auch in den Exoskeletten von Spinnen und Insekten oder in Schneckengehäusen. Davon sind Pflanzen weit entfernt. Wir erfahren, warum der Schleimpilz kein Pilz ist, was Schimmelpilze in Pharaonengräbern anrichteten und welche Porlinge Ötzi, der mumifizierte Mensch aus der Jungsteinzeit, bei sich trug. Auch Pilzkundige werden knapp porträtiert: etwa die „Pilztante“ und Mykologin Mary Banning, George Wasson, Begründer der Ethnomykologie, die vielseitig interessierte Kinderbuchautorin Beatrix Potter und der Mykologe Paul Stamets, der Pilzmyzel auch auf fremden Planeten vermutet und zum Namensgeber für einen Astromykologen in der Serie Star Trek Discovery wurde.
Nachschlagen funktioniert leider oft nicht über den gesuchten Begriff. So finde ich Mykorrhiza, die Lebensgemeinschaft zwischen Pilzen und Bäumen, unter Ektomykorrhiza. Dafür gibt es viele Querverweise, durch die ich beim Lesen vom Hölzchen aufs Stöckchen kam und faszinierende Zusammenhänge entdeckte! Hübsche Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Amy Jean Porter bereichern das Buch.
Fungipedia ist ein Pilzbuch voller interessanter Begriffe und Wissenshäppchen. So hätte ich nie gedacht, dass im Fell eines Dreizehen-Faultiers 84 Pilzarten entdeckt wurden! Dass es bronzezeitliche Petroglyphen mit Pilzmenschen gibt! Oder dass holzbewohnende Pilze ihr Revier markieren! Kurzum: eine Fundgrube für Pilzfans und Wortverliebte.
Lawrence Millman: Fungipedia – Die erstaunliche Welt der Pilze
Illustrationen von Amy Jean Porter
Aus dem Englischen von Roberta Schneider
mairisch Verlag 2024, 200 Seiten
ISBN 978-3-948722-35-7
Das wäre sicher was für den „Pflanzwas“-Blog. Sie ist ja Pilzkennerin und veröffentlicht regelmässig ab Herbst allerlei Schöne und Wissenswerte zu Pilzen.
Klingt gut. Auf dem Blog muss ich mich auch mal umschauen!