Viele fantastische Bücher gehen hier im Blog unter, weil ich sie nur in einem Sammelbeitrag mit anderen Büchern vorgestellt habe. Um sie aus der Versenkung zu holen und ihnen die wohlverdiente Aufmerksamkeit zu schenken, gibt es nun den Hashtag #AusderVersenkung, wo die Bücher separat und in leicht erweiterter Fassung zu genießen sind.
Eines der schönsten Bücher des letzten Jahres widmet sich ausgerechnet kaputten Zähnen und ihrer Behandlung. Der Medizinhistoriker Richard Barnett beschreibt die Kunst und Geschichte der Zahnheilkunde mehrerer Jahrtausende, vom Alten Ägypten über das gruselige Mittelalter bis zur Gegenwart. Er hat viele Anekdoten gesammelt und erzählt immer mit einem Hauch von Ironie. Sein Bildband Mut zur Lücke besticht schon durch den erlesenen Halbleinen-Einband mit Golddruck und durch das extravagante Layout. Obwohl Zahnarztbesuche ein heikles Thema für mich sind, war ich hingerissen!
Doch auch der Inhalt überzeugt. Wir erfahren, wie brachial man im Mittelalter Zähne zog, warum der Pelikan ein so wichtiges Instrument der Dentisten war und dass die künstlichen Zähne von US-Präsident George Washington vermutlich aus Elchzähnen hergestellt wurden. Doch es geht auch um den medizinischen Fortschritt, schonendere Behandlungsmethoden und um die Informationen, die Forensiker und Archäologen den Zähnen entlocken können. Das Buch Mut zur Lücke ist opulent bebildert mit wissenschaftlichen Skizzen, Kunstwerken, Werbeplakaten, Karikaturen und Fotografien aus der Sammlung der Wellcome Collection in London. Ein echter Augenschmaus! Außerdem ist es das Wissensbuch des Jahres 2018 in der Kategorie Ästhetik.
Richard Barnett: Mut zur Lücke – Kunst und Geschichte der Zahnheilkunde
Aus dem Englischen von Ronit Jariv
DuMont Verlag 2018, 256 Seiten mit 205 farbigen Abbildungen und 295 s/w Abbildungen
ISBN 978-3-8321-9937-1
Leseprobe
Zuerst vorgestellt im Artikel Wissensbuch des Jahres 2018 – Die Gewinner.
Mut zur Lücke erfordert wahrscheinlich auch Mut zum Zahnarztbesuch… gruselig, allein schon vom Cover her, hätte ich das Buch nicht angefasst. Tun einem beim Lesen nicht sämtliche Zähne weh? ;-))
Etwas makaber ist es schon, aber die Lektüre verlief ganz ohne Zahnschmerzen ;-) Mich hat der medizingeschichtliche Aspekt fasziniert. Zum Glück haben die Techniken sich erheblich weiterentwickelt.