Theodore Gray hat ein seltenes Hobby: er sammelt die chemischen Elemente. Mittlerweile besitzt er etwa 2.300 Objekte, in möglichst reiner Form, aber auch in ihren chemischen Verbindungen. Aus diesem Hobby hat er 2009 einen phantastischen Bildband gemacht, den es schon einmal in einer bereits vergriffenen deutschen Ausgabe gab. Vor kurzem ist aber eine günstige und ebenso schöne Neuausgabe mit einem herausnehmbaren Poster aller Elemente erschienen.
Theodore Gray ist Software-Entwickler und Mitbegründer der Firma Wolfram Research. Außerdem veröffentlicht er die Kolumne Gray Matter im Magazin Popular Science. Hier sind auch seine chemischen Experimente zu sehen, vor deren Nachahmung ausdrücklich gewarnt wird.
In seinem Buch Die Elemente wird auf den ersten Seiten ein Überblick über den Aufbau des Periodensystems gegeben, um die Systematik nach Spalten und Zeilen zu erläutern und um zu verdeutlichen, was die Elemente innerhalb einer Gruppe verbindet.
Jedem der ersten 100 Elemente ist eine Doppelseite gewidmet. Einige Elemente, wie das Aluminium, haben sogar zwei Doppelseiten verdient, da der Autor hiervon besonders viele interessante Objekte gesammelt hat. In der Rubrik Elementares erklärt Gray u.a. die Stellung im Periodensystem sowie Atommasse, Atomradius, Dichte und Kristallstruktur. Die Beschreibungen der einzelnen Elemente sind sehr unterschiedlich. Mal geht es um die Entdeckung eines Elements, mal um seine Benennung oder sein Vorkommen, um Hinweise rund um Kultur und Geschichte eines Elements, mal folgt ein ironischer Kommentar über die Eigenschaften. Von trockenen, belehrenden Kommentaren findet sich nicht die kleinste Spur. Am schönsten sind aber die brillanten Fotos (von Theodore Gray und dem Fotografen Nick Mann), welche die Elemente in ihrem natürlichen Vorkommen und in ihrer technischen Anwendung zeigen. Wer schon mal probelesen möchte, kann diesem Link folgen, wo die ersten 26 Seiten inklusive der Abbildungen zu Wasserstoff bis Bor zu sehen sind. Aber auch die Website von Theodore Gray gibt einen wunderbaren Einblick in die Welt der Elemente. Hier kann man auch den Holztisch bewundern, in dem er einen Teil seiner Elemente aufbewahrt. Dieser Periodic Table hat ihm 2002 auch den Ig Nobel Prize für Chemie eingetragen, eine Art Anti-Nobelpreis, der die Menschen zum Lachen, aber auch zum Nachdenken animieren soll.
Spätestens, wenn in den Nachrichten mal wieder die Rede ist von den Seltenen Erden, lohnt es sich, dieses Buch aufzuschlagen und nachzulesen:
Wie unpassend die Bezeichnung „Selten“-Erdmetalle ist, sieht man daran, dass Lanthan in der Erdkruste dreimal so häufig vorkommt wie Blei.
Diese Elemente sind nämlich nicht besonders selten, sondern nur sehr schwer zu isolieren.
Es gibt also viel Wissenswertes aus der Welt der elementaren Bausteine unserer Welt zu erfahren. Die Elemente ist das schönste Buch über die chemischen Elemente, das es gibt, informativ und amüsant!
Theodore Gray: Die Elemente
Aus dem Amerikanischen von Stephan und Andreas Gebauer
Komet Verlag 2013, 2018
ISBN 978-3-86941-003-6
Leseprobe
ich will dir einfach mal hier hinterlassen, wie klasse ich es finde, daß sich jemand so liebevoll der (populär)wissenschaftlichen literatur annimmt. ich glaube, die allgemeinbildung, was wissenschaft und technik angeht, läßt luft nach oben zu… und dein blog hilft eventuell, die hemmschwelle, sich damit auseinanderzusetzen, abzubauen!
lg
fs
Über so ein Lob freue ich mich riesig, lieber Flattersatz! Ich hoffe natürlich auch, Leute für diese Themen zu begeistern. Und ich glaube, es gelingt!
Hallo Petra,
ein gut bebildertes Buch mit diversen falschen Texten: da steht z.B. „Alle Metalle sind Nichtleiter“. Wir sollten dem Autor mal ein Stück Kohle(nstoff) schicken…
Wenn du dich für Kino begeisterst: http://kinogucker.wordpress.com/
Hallo Liegeradler,
Solche falschen Aussagen sind sehr ärgerlich, da das Buch ja ansonsten gerade für Laien geeignet ist. Vielleicht ist da etwas schlecht übersetzt worden? Ich habe immerhin 2 Stellen gefunden, wo der Autor die Eigenschaft von Metallen korrekt beschreibt, z.B. bei Kupfer: „Es ist das Metall mit der zweithöchsten elektrischen Leitfähigkeit.“ Theodor Gray kennt sich also aus. Schicken wir doch den Übersetzern ein Stück Kohle ;-) Ansonsten lebt dieses Buch von den tollen Fotos, die uns eine gute Vorstellung von den Elementen geben.
Vielen Dank auch für den link zu deiner Kinoseite. Da kann ich mich gut festlesen!
Pingback:Besuch der Frankfurter Buchmesse 2015 – Elementares Lesen
Liebe Petra,
diese Besprechung erinnert mich an meine alte Liebe zur Chemie (Sprache hatte aber den Sieg davongetragen). Ich freue mich über deinen soeben entdeckten Blog. In Sachbücher flüchte ich mich in Phasen, in denen ich keine Konzentration für Geschichten habe. Ich werde hier noch viel schmökern. Beste Grüße!
Madame Filigran
Liebe Madame Filigran,
schön, dass dir mein Blog gefällt! Für mich ist das Lesen von Geschichten der Ausgleich für die oft anstrengende Sachbuchlektüre, also eher anders herum als bei dir. Aber vielleicht meinst du als Autorin ja auch das Schreiben von Geschichten? Gerade bin ich auf Entdeckungsreise auf deinem Blog!
Ich wünsche dir viel Spaß beim Schmökern und freue mich auf deine Kommentare!
Herzliche Grüße, Petra
Liebe Petra,
es ist die emotionale Anstrengung beim Lesen von Geschichten anderer Menschen, während Sachbücher mich nicht so in Anspruch nehmen, weil sie mir nicht zu Herzen gehen. Ich meinte schon das Lesen, nicht meine wenigen schriftstellerischen Arbeiten. Wenn du dich über Kommentare freust, will ich gern etwas beitragen, sofern es mir möglich ist.
Herzliche Grüße zurück,
Madame Filigran