Dieser Artikel erschien zuerst als Gastbeitrag im Blog Binge Reading & More von Sabine Delorme. Dort bin ich Stammleserin, denn zum erfrischenden Genre-Mix gehört auch die fabelhafte Sachbuch-Serie Hirngymnastik. Vor einiger Zeit hat Sabine die Serie Women in SciFi ins Leben gerufen, die vorwiegend aus Gastbeiträgen besteht und mittlerweile auf 46 Artikel angewachsen ist. Ich freue mich sehr, mit diesem Roman dabei zu sein!
Amanda Jaworski ist blond, blauäugig und attraktiv. Sie ist Feministin, leidenschaftliche Physikerin und die beste Astronautin der Erde. Ihre Mission: der erste Flug zum Mars, im Wettlauf gegen die Russen. Ihr größtes Vergnügen: auf den Korridoren des NASA-Geländes Rollschuh laufen, in einem sexy Outfit, das ihren Ausbilder zur Weißglut treibt. Amanda ist immun gegen Kritik und macht stur ihr Ding. Das ist das Setting des 1984 in den USA erschienenen Romans The Eleven Million Mile High Dancer von Carol Hill. Die deutsche Ausgabe erschien 1987 im Diogenes Verlag unter dem Titel Amanda.
Die Vorbereitungen für Amandas Flug zum Mars laufen auf Hochtouren. Da häufen sich seltsame Vorfälle: In der texanischen Wüste verschwindet ein Indianerstamm. Astronauten kehren verändert von ihren Missionen zurück. Kernreaktoren explodieren. Das Wetter spielt verrückt. Fische sterben, und eine Rote Flut bedroht das Land. Natürlich versucht die Regierung alles zu vertuschen.
Währenddessen kämpft die Astronautin Amanda mit übersinnlichen Wahrnehmungen und unheimlichen Begegnungen. Ihren Vorgesetzten verschweigt sie alles, um ihren Start nicht zu gefährden. Sie ist eine selbstbewusste Heldin, die viele Widersprüche in sich vereint. Neben ihrem analytischen Verstand hat Amanda eine ausgeprägte spirituelle Seite. Sie vertraut ihrer Intuition, und die Liebe geht ihr über alles. Sie schwankt zwischen Donald Hotchkiss, dem zuverlässigen, viel zu besitzergreifenden Freund und ihrem Liebhaber Bronco McCloud, bei dem sie dahinschmelzen kann. Ihre tiefsten Gefühle gelten dem Kater Schrodinger, der ständig in einen komatösen Schlaf fällt, so tief, dass alle außer Amanda ihn für tot halten. (Die Anlehnung an Erwin Schrödingers Gedankenexperiment mit einer Katze ist beabsichtigt, so erklärt die Autorin in ihrem Nachwort.)
Erzählt wird dieser originelle Roman aus den Perspektiven verschiedener Charaktere, die mit eigenwilligen Stimmen in ihre Gedankenwelten hineinziehen. Auch die Physik spielt eine wichtige Rolle. Carol Hill wartet mit vielen Phänomenen auf, von der Relativitätstheorie bis zur Quantenmechanik. Wenn ihre Heldin Amanda Schulkindern die Faszination des Universums nahe bringt, dann verwendet sie gern das Bild einer wunderschönen, elf Millionen Meilen großen Tänzerin, um die Relativität von Raum und Zeit zu verdeutlichen. Dieser Tänzerin wird Amanda in einer fernen Galaxis leibhaftig begegnen!
Eines Tages trifft Amanda einen Außerirdischen in ihrer Küche, den sie wegen seines Aussehens den Klecks nennt. Er informiert sie über die wahre Geschichte der Erde, das Große Kosmische Gehirn und Künstliche Wesen, die alle biologischen Existenzen vernichten wollen. Auf der anderen Seite des Universums sind sie nämlich verdammt sauer, dass die Menschheit, in die so viel Arbeit investiert wurde, andere Arten in großem Stil ausrottet und den Planeten ruiniert!
Als ihr Kater Schrodinger in die vierte Dimension entführt wird, ist Amanda drauf und dran, die Mars-Mission, deren Start für den nächsten Tag geplant ist, sausen zu lassen. Sie will lieber Schrodinger befreien. Doch zum Glück lässt sich beides miteinander verbinden. Die abenteuerliche Reise nach Epsilon Eridani beginnt. Wird es ihr gelingen, ihren Kater – und die Menschheit – zu retten?
Dieser Roman ist vor mehr als 30 Jahren erschienen, doch vieles klingt vertraut: starke Frauen, die Männern suspekt sind; das Misstrauen des Westens gegen die Russen, die scheinbar alles manipulieren; ein US-Präsident, der Lügen für das beste Mittel zum Regieren hält; die zögerliche Reaktion von Politikern auf Umweltzerstörung und den Klimawandel. Hier treffen Quantenphysik, Feminismus, Politik und ein Hauch Esoterik aufeinander, intelligent erzählt und unglaublich komisch! Wer einen Sinn für abgedrehte Geschichten hat, wird diesen Roman lieben!
Carol Hill: Amanda – The Eleven Million Mile High Dancer
Aus dem Amerikanischen von Manfred Ohl und Hans Sartorius
Diogenes Verlag 1987, 551 Seiten
nur noch gebraucht erhältlich
Bin sehr gespannt, habe ihn mir gleich bestellt. ;)
Ich wünsche dir viel Spaß damit :)
Liebe Petra, „Amanda“ war GROSSARTIG! Vielen herzlichen Dank für die engagierte und sehr, sehr zutreffende Rezension. Ich habe dieses Buch so genossen und bin froh keine Beprechung schreiben zu müssen, denn Superlative und GROSSSCHREIBUNg sind doch immer sehr lobhudelig und Amanda fällt definitiv in die Kategorie Lob&Hudel. Ein tolles Buch mit einem wunderbaren Humor und einer ebensolchen Story.
Herzliche Grüße
Sandra
Hey, das ist ja SUPER, liebe Sandra :-) Ich bin Sabine echt dankbar für ihre Women in SciFi-Serie, sonst hätte ich „Amanda“ vielleicht nicht nochmal gelesen. Mit dem Abstand vieler Jahre habe ich viel Neues in dem Buch entdeckt, und es hat echt Spaß gemacht, es vorzustellen!
Liebe Grüße, Petra
Schön, dass Du dabei warst :)
Danke für die Einladung :-)