Michael Büker: Ich war noch niemals auf Saturn

Witzige Bildungsreise durch das Universum

Cover Büker Auf Saturn

© Ullstein

Ich bin zurück von einem unterhaltsamen Trip durch unser Sonnensystem, die Milchstraße und entfernte Galaxien. Mein Reiseleiter Michael Büker ist von Beruf Astroteilchenphysiker und Wissenschaftsjournalist, außerdem erfolgreicher Science Slammer – beste Voraussetzungen für eine kurzweilige Bildungsreise per Raumschiff durch unser Universum. Ich war noch niemals auf Saturn, so lautet das Motto dieser Reise, von der ich einige meiner Highlights vorstelle.
Als Ausrüstung empfiehlt unser Guide einen Raumanzug, eine Schutzbrille, Tee, Kekse und natürlich genug Lektüre für die lange Reise. Und schon geht es los.

Die unmittelbare Umgebung – unser Sonnensystem

Zunächst führt uns Michael Büker durch unser Sonnensystem. Wir erkunden alle Planeten und ihre Monde, rauschen gefahrlos durch den Asteroidengürtel und später bis an die schwer definierbare Grenze. Dabei erfahren wir erstaunliche Details über die Raumfahrt und die vielen Sonden, die schon vor uns dort gewesen sind.
Auf dem Mars, unserem von Temperaturschwankungen und heftigen Stürmen geplagten Nachbarplaneten, grüßen wir kurz eine dieser Sonden, Opportunity, die sich seit 2004 dort befindet. Ihre Mission war nur auf drei Monate ausgelegt, aber durch die unermüdlichen Winde auf dem Mars werden die Sonnenkollektoren immer wieder frei gepustet, daher ist sie immer noch aktiv! Hui, nur mal kurz vorbeigehuscht!
Gefährlich ist es auf dem Jupitermond Io, dem vulkanisch aktivsten Ort im Sonnensystem. Seine gigantischen Vulkanausbrüche sind unter anderem der Gezeitenreibung durch die Nähe zum Jupiter zu verdanken, da sprudelt es gelegentlich wie ein „Schokobrunnen“.
Und natürlich bewundern wir den Saturn mit seinem wunderschönen Ringsystem aus Wassereis. Unser Guide erzählt von den Lücken zwischen den einzelnen Ringen, deren größte sogar Namen tragen – die Cassini-Lücke hält übrigens den Breitenrekord. Diese Lücken werden von Schäfermonden freigehalten, die dort ihre Bahnen ziehen – „total putzig“, meint unser Guide.
Damit uns unterwegs nicht langweilig wird, erzählt Michael Büker auch von der „Sonnensystem-Seifenoper“ um den neunten Planeten. Einst durfte Pluto sich so nennen, bis er zum Zwergplaneten degradiert wurde. Viele haben das nie verkraftet. Doch seit Januar 2016 besteht Hoffnung auf Ersatz.

Die Sonne und andere Sterne

Ein weiterer Abschnitt unserer Reise widmet sich dem Aufbau, Leben und Tod von Sternen. Wir betrachten unseren eigenen Stern, die Sonne, aus der Nähe und erfahren von den komplizierten Zusammenhängen zwischen Masse, Leuchtkraft, Temperatur und weiteren Faktoren. Die Sonne dient als Referenzstern, um Vorgänge in entfernteren Sternen zu verstehen. Richtig spannend wird es, wenn die Lebenszeit eines Sterns zu Ende geht. Viele enden als Weiße Zwerge und kühlen langsam aus. Doch es geht auch anders: in einer dramatischen Explosion, einer Supernova, die Büker in allen Details für uns ausschmückt. Zum Glück ist unsere Sonne ein besonders langweiliger Stern, der sich in einem Gleichgewichtszustand zwischen Druck von innen und Schwerkraft befindet. Dies verdeutlicht auch einer der witzigen Cartoons von Frau Kirschvogel, die sich durch das ganze Buch ziehen. In den nächsten paar Milliarden Jahren kann uns hier also nichts passieren.
Besonders angetan war ich von den Neutronensternen, auch Pulsare genannt. Sie sind der kompakte Rest von massereichen Sternen, die zur Supernova wurden, und stoßen regelmäßige Radiopulse aus. Die ersten Signale eines Pulsars wurden 1967 von Jocelyn Bell-Burnell gemessen, einer der Frauen in der Astronomie, deren Leistungen in diesem Buch besonders gewürdigt werden. Wir steuern auf unserer Reise kurz den Krebsnebel an, der vermutlich auf eine Supernova im Jahr 1.054 zurückgeht und damals auch beobachtet wurde. Mittendrin befindet sich der Krebspulsar, der noch Milliarden Jahre weiter rotieren wird. Atemberaubend!

Das Universum und der ganze Rest

Und was ist mit dem ganzen Rest? Im dritten Teil des Buches Ich war noch niemals auf Saturn zeigt Michael Büker, wo wir uns im Universum befinden und was es sonst noch da draußen gibt. Dazu müssen wir uns die gigantischen Dimensionen des Universums klarmachen. Mit Maßstäben wie der Astronomischen Einheit kommen wir hier nicht weiter. Wir steigen um auf Parsec und Lichtjahr. Unser Guide erzählt von der beschleunigten Ausdehnung des Universums, der Dunklen Materie und Dunklen Energie und der Chance, Leben auf anderen Planeten zu finden.

Unsere Sonne ist ja nur einer von Milliarden Sternen in unserer Galaxis, der Milchstraße, mit geschätzten vier Spiralarmen. Wir sind übrigens momentan im Orion-Arm und wandern mitsamt dem Sonnensystem durch die Spiralarme unserer Galaxie hindurch. Dieser kosmische Tanz um das Zentrum der Galaxie dauert jeweils 220 Millionen Jahre. Und die Milchstraße ist nur eine von vielen Galaxien im Universum. Habt Ihr gewusst, dass heute keine neuen Galaxien mehr entstehen? Sie alle existieren schon seit Milliarden Jahren, aber es werden nicht mehr. Man weiß nicht einmal genau, wie sie entstanden sind.
Die Astronomie bietet noch viele ungelöste Rätsel und bleibt ein faszinierendes Forschungsfeld. Ach, schade, dass die Reise schon zu Ende ist!

Eine kosmische Reise, die sich lohnt!

Trotz der vielen Bücher, die ich bereits zum Thema Astronomie gelesen habe, konnte ich auf diesem Trip viel Neues erfahren. Michael Büker bietet einen spannenden Überblick und berücksichtigt vergangene, aktuelle und zukünftige Forschungen. Mit leuchtenden Augen erzählt er von den Dingen, die ihn begeistern, und damit steckt er uns an. Sein Stil ist unkompliziert, mit viel Humor und einfachen Analogien aus dem Alltag. Da ist von Süßigkeiten, wuselnden Kindern im Supermarkt oder einem Fußballspiel auf einer Blumenwiese die Rede – so versteht wirklich jeder die Zusammenhänge! Eine kosmische Reise, die ich jedem empfehlen kann! Also, auf zum Saturn!

Michael Büker: Ich war noch niemals auf Saturn – Eine Reise durchs Universum
Ullstein Verlag 2016, 400 Seiten mit Illustrationen von Frau Kirschvogel
ISBN 978-3-548-37637-0
Leseprobe

Zwei lesenswerte Buchvorstellungen habe ich bei Irve liest und bei El Tragalibros gefunden.

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5 Kommentare

  1. Pingback:Vorfreuden für Leseratten III Frühjahr 2016 – Elementares Lesen

  2. Oh, oh, Konkurrenz für Florian? Darf ich fremdgehen? Er muss es ja nicht erfahren!;) Klingt auf jeden Fall sehr interessant. Danke!

    • Der Vergleich mit Florian Freistetter passt ganz gut, da Wissenschaft auch hier locker erklärt wird. Aber die beiden setzen unterschiedliche Schwerpunkte und jeder hat seinen eigenen Stil.

  3. Das muss ich haben!!! Deine Bedchreibungen erinnern mich an einen Besuch im Planetarium in Greenwich. Dort gibt es Vorführungen für Kinder, die auch sehr anschaulich und witzig sind. Pluto wurde dort z. B. mit einem Kind verglichen. Als typisches Kind schafft er es einfach nicht, sein Kinderzimmer aufzuräumen :-) Liebe Grüße, Peggy

    • Ich mag solche Analogien! Die helfen ja nicht nur Kindern die Welt zu verstehen. Im Buch gibt es eine ganze Menge davon mit viel Witz.
      Liebe Grüße, Petra

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