Laurent Tillon: Quercus – Aus dem Leben einer Eiche

Bäume werden älter als wir Menschen. Wenn alles gut geht, können sie Jahrhunderte überdauern. Begleiten wir doch mal ein Baum-Individuum auf seinem Lebensweg, und zwar Quercus petraea, eine Traubeneiche im Wald von Rambouillet in der Île-de-France. Der Biologe und Forstingenieur Laurent Tillon nennt sie seine »Baumgefährtin«, denn er fühlt sich seit seiner Kindheit mit ihr verbunden. In seinem literarischen Sachbuch Quercus – Aus dem Leben einer Eiche beschreibt er die Entwicklung des Baumes von seiner Keimung bis heute, im stattlichen Alter von 240 Jahren.

Während dieser Zeit hat der umgebende Wald Stürme, Abholzungen und viele weitere Veränderungen durchgemacht. Tillon erzählt vom Verhältnis der Menschen zum Wald, von den politischen und gesellschaftlichen Umständen in Frankreich und den Anpassungen des Waldes und seiner Bewohner an den Klimawandel.

Doch vor allem charakterisiert er charmant die Pflanzen, Pilze und Tiere, die seine Baumgefährtin besiedeln und in ihrer Nachbarschaft leben. In jedem Kapitel steht eine Art im Mittelpunkt, mit ihrer Beziehung zum Baum und ihren spezifischen Bedürfnissen. Darunter nützliche und schädliche Insekten, Schwarzspechte und Wölfe, Fledermäuse und Eidechsen, Buchen und Waldkiefern.

Tillon erläutert die maßgeschneiderten Abwehrstrategien seiner Eiche gegen Feinde wie den Eichenwickler und Eichenbock. Er macht uns vertraut mit der Baumchemie und dem aufwendigen Nährstofftransport. Und er zeigt misslungene und geglückte forstwirtschaftliche Maßnahmen. Durch die Lektüre bekommt man ein Gefühl für das Ökosystem Wald mit seinen Vernetzungen und Abhängigkeiten, denn auch Akteure aus früheren Kapiteln tauchen immer wieder auf.

Tillon ist zwar Wissenschaftler, doch fühlt er sich tief in die Bedürfnisse einzelner Arten ein. Sein Buch erinnert mich an David G. Haskells Das verborgene Leben des Waldes, bei dem die Netzwerke sowie botanische und zoologische Aspekte verständlich beschrieben werden. Manche Abschnitte lesen sich wie Das geheime Leben der Bäume von Peter Wohlleben. Nicht nur Tiere, auch Pflanzen haben bei Tillon Absichten und Pläne. Beim Tod eines Baums werden die Waldlebewesen sogar von Melancholie erfasst. Ein Erzählstil, auf den man sich einlassen muss. Mir hat es gefallen! Tillon ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler, der Wissenschaft und Poesie vereint!

Laurent Tillon: Quercus – Aus dem Leben einer Eiche
Aus dem Französischen von Laura Strack
edition gai saber 2022, 306 Seiten mit Illustrationen des Autors
ISBN 978-3-907320-12-9
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Ein Kommentar

  1. Rainer Kirmse , Altenburg

    Vielen Tieren Lebensraum,
    für den Sauerstoff ein Quell,
    für gesundes Klima essenziell;
    das ist unser Freund, der Baum.
    PATIENT WALD
    Unwetter, Hitze, Wassernot;
    Feuer wüten in Wald und Flur.
    Das System gerät aus dem Lot,
    Klimawandel zieht seine Spur.
    Borkenkäfer in der Kiefer,
    auch zur Fichte zieht Geziefer.
    Statt sattes Grün und Waldeslust,
    kranke Bäume und Förster’s Frust.
    Profitgier lässt Wälder schwinden,
    fördert weltweit Umweltsünden.
    Die grüne Lunge des Planeten
    in Gefahr, da hilft kein Beten.
    Jeder Baum, der zum Opfer fällt,
    macht etwas ärmer uns’re Welt.
    Den Niedergang abzuwenden,
    liegt in unser aller Händen.
    MUTTER ERDE IN NOT
    Der Mensch macht sich die Erde Untertan,
    getrieben vom ewigen Wachstumswahn.
    Autos werden größer, Straßen breiter,
    die Wälder dagegen schrumpfen weiter.
    Es ist höchste Zeit für uns, zu handeln,
    endlich uns’ren Lebensstil zu wandeln.
    Was nützt uns Wohlstand und alles Geld,
    wenn am Ende kollabiert die Welt?
    Man produziert und produziert,
    plündert Ressourcen ungeniert.
    Gewinnmaximierung ist Pflicht,
    die intakte Natur zählt nicht.
    Börsenkurse steh’n im Fokus,
    Umweltschutz in den Lokus.
    Plastikflut und Wegwerftrend,
    man konsumiert permanent.
    Nur unser ständiges Kaufen
    hält das System am Laufen.
    Unser westlicher Lebensstil
    taugt nicht als Menschheitsziel.
    Die Jagd nach ewigem Wachstum
    bringt letztlich den Planeten um.
    Das oberste Gebot der Zeit
    muss heißen Nachhaltigkeit.
    Statt nur nach Profit zu streben,
    im Einklang mit der Natur leben.
    Zu viele Buchen und Eichen
    mussten schon der Kohle weichen.
    Retten wir den herrlichen Wald,
    bewahren die Artenvielfalt.
    Kämpfen wir für Mutter Erde,
    dass sie nicht zur Wüste werde.
    Der Mensch, dieses kluge Wesen
    kann im Gesicht der Erde lesen.
    Er sieht die drohende Gefahr,
    spürt die Erwärmung Jahr für Jahr.
    Homo sapiens muss aufwachen,
    seine Hausaufgaben machen.
    Wir alle stehen in der Pflicht,
    maßvoll leben ist kein Verzicht.
    Teilen und Second Hand der Trend,
    Repair vor Neukauf konsequent.
    Bei allem etwas Enthaltsamkeit,
    nehmen wir uns die Freiheit.
    Mit Tempolimit auf der Autobahn
    und Emissionshandel ist’s nicht getan.
    Für Energieerzeugung und Verkehr
    müssen zukunftsfeste Lösungen her.
    Die Umwelt schützen, Raubbau beenden,
    das Anthropozän zum Guten wenden.
    Ökonomie und Ökologie im Verein,
    der blaue Planet wird uns dankbar sein.
    Für die Zukunft des Planeten,
    weg mit Panzern und Raketen.
    Lasst die weißen Tauben fliegen,
    Aggression und Hass besiegen.
    Die Leute legen ab den Neid,
    die Religionen ihren Streit.
    Fromme und Heiden sind vereint,
    uns’re Sonne für alle scheint.
    Keiner ist des Anderen Knecht,
    für alle gilt das Menschenrecht.
    Jeder kann glauben, was er will,
    Frieden und Freiheit unser Ziel.
    Den Blutvergießen ein Ende,
    Feinde reichen sich die Hände.
    Mit oder ohne Religion,
    Welt ohne Kriege die Vision.
    THERE’S NO PLANET B
    The earth is our mother,
    we will not have another.
    There’s no better place to find
    for animals, plants, mankind.
    We have to keep clean the air,
    as environment everywhere.
    Climate concerns all nations,
    just as plastic in the oceans.
    UNS’RE MEERE BEDROHT
    Es treiben Müllinseln auf den Wellen
    nicht nur vor Antillen und Seychellen.
    Des Meeres Flora und Fauna Idyll
    ist ausgesetzt unserem Plastikmüll.
    Was wir achtlos in die Umwelt geben,
    bedroht der Tiefsee fragiles Leben.
    Es findet die grausige Kunststoffpest
    ihren Weg in jedes Korallennest.
    In der Entwicklung Millionen Jahren
    trotzten die Fische allen Gefahren.
    Oktopus und Wal, jedes Meerestier
    lebte einst wahrhaft paradiesisch hier.
    Der Mensch, im ungebremsten Plastikwahn,
    bringt nun das Ökosystem aus der Bahn.
    Hat Homo sapiens noch kluge Ideen,
    oder müssen die Fische an Land geh’n?
    DAS LEID DER TIERE
    Uns’re Tiere haben’s schwer,
    man behandelt sie nicht fair.
    Ein Mensch, wie stolz das klingt,
    der großes Leid den Tieren bringt.
    Geflügelknast und Schweinemast
    sind Quälerei und Umweltlast.
    Kükenschreddern ist das Wort
    für grausamen Massenmord.
    Tiertransporte sind Tortur,
    von Mitgefühl keine Spur.
    Tiere als Versuchsobjekt,
    vor nichts wird zurückgeschreckt.
    Man fragt nicht nach der Tiere Befinden,
    Profit zählt, das Tierwohl steht ganz hinten
    Bringen wir in ein dunkles Kapitel Licht,
    dem Tierschutz Gewicht, beim Fleisch Verzicht.
    Tiere im Allgemeinen,
    die Großen und die Kleinen;
    sie liegen uns am Herzen,
    uns quälen ihre Schmerzen.
    Wenn Mitgeschöpfe leiden,
    ist nicht die Zeit für Freuden.
    Auch Wirbellose sind es wert,
    dass ihnen kein Leid widerfährt.
    Rainer Kirmse , Altenburg
    Herzliche Grüße aus der Skatstadt

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