Olaf Fritsche: Glück gehabt!

Cover Fritsche Glück gehabt

SpringerSpektrum

Es ist extrem unwahrscheinlich, dass wir Menschen überhaupt existieren. Seit das Universum entstand, gab es viele denkbare Entwicklungsrichtungen. Der Abstand zwischen Sonne und Erde hätte kleiner oder größer sein können; Meteoriten hätten das Leben auf der Erde zerstören können; die Dinosaurier könnten noch immer auf diesem Planeten wandeln. Aber statt dessen hat sich alles zu unserem Wohlgefallen entwickelt. Vom Urknall bis zur Gegenwart haben zwölf Faktoren dazu beigetragen, unser Leben auf der Erde erst zu ermöglichen. Olaf Fritsche kommt in seinem Buch zu dem Ergebnis: Wir haben unglaublich viel Glück gehabt!

Alles begann damit, dass überhaupt etwas entstanden ist, wenn auch noch immer nicht ganz klar ist, was beim Urknall passierte. Jedenfalls hat der leichte Überschuss an Materie sich gegen die Antimaterie durchgesetzt, es konnte also weitergehen mit dem Universum. Der nächste Glücksfall besteht darin, dass die Naturkonstanten, also die grundlegenden physikalischen Größen, das Leben an sich begünstigt haben. Schließlich entstanden unser Sonnensystem und die Erde, perfekt für menschliches Leben. Und erst die richtige Kombination aus chemischen Bausteinen, wie sie auf der Erde vorkommt, hat aus uns solide kohlenstoffbasierte Wesen gemacht statt Wesen auf Siliziumbasis – die gibt es wohl nur in der Science Fiction.

All diese Glücksfälle führten einige Denker zu der Vermutung, dass das Universum sich zielgerichtet auf die Entstehung intelligenter Lebensformen hin entwickelt hat oder gar, dass ein göttlicher Plan unserer Existenz zugrunde liegt. Solche Annahmen werden unter dem Begriff “anthropisches Prinzip” zusammengefasst und in der Wissenschaftsgemeinde heftig diskutiert. Olaf Fritsche lehnt das anthropische Prinzip ab und argumentiert, dass sich auch unter anderen Voraussetzungen Leben entwickeln könnte. Man müsste nur an einigen Naturkonstanten drehen und schon wäre Leben möglich. Das sähe dann allerdings anders aus als wir es kennen. Vielleicht würden dann

ätherische Energiewesen diesen Teil der Raumzeit bevölkern oder schuppige Intellektuellen-Dinos in den Seiten eines anderen Buches blättern.

Aber es hat sich ja alles zum Vorteil der Menschheit gefügt. Wir Homo sapiens haben uns sogar gegen andere Menschenartige wie den Neandertaler durchgesetzt – Glück gehabt!

Wie hier ein Rädchen ins andere gegriffen hat, wird in dem lehrreichen Buch Glück gehabt bestens erklärt. Es ist absolut locker und unterhaltsam geschrieben, manchmal etwas flapsig formuliert, aber meistens kam der Humor bei mir an.

Typisches Kapitelende

Typisches Kapitelende

Jedes der 12 Kapitel hat eine Länge von etwa 20 Seiten. Die Kapitel sind didaktisch sehr gut aufgebaut mit Einführung in die Kerngedanken und anschließender Zusammenfassung. Trotz der Kürze der Kapitel steckt sehr viel Information darin. Olaf Fritsche erzählt uns spannende Details aus dem Leben vieler Forscher, er führt wichtige Begriffe ein und berichtet von Fortschritten und Kontroversen aus der Wissenschaftsgeschichte. Gelungene Infografiken helfen beim Verständnis, Cartoons von Salome Hunziker und Tipps zum Weiterlesen runden jedes Kapitel ab. Da macht sich Fritsches langjährige Praxis als Wissenschaftsjournalist und Autor vieler Bücher für Kinder, Studenten und Wissenschaftsinteressierte bemerkbar. Absolut vorbildlich!

Empfehlungen zum Weiterlesen

Empfehlungen zum Weiterlesen

Einziges Manko: der Titel und das Buchcover. Sie hatten mich jedes Mal, wenn mir dieses Buch begegnete, auf die falsche Fährte gelockt und davon abgehalten, mich damit zu beschäftigen. Denn trotz meines Interesses für Astronomie und Biologie hatte ich dessen Potential nicht erkannt und mir etwas anderes darunter vorgestellt. Dieses Buch hätte ich niemals gelesen, wenn ich nicht die begeisterte Rezension von Sabine Brück gelesen hätte – Glück gehabt!

Nominiert zum Wissensbuch der Jahres 2014 in der Kategorie Überblick

Olaf Fritsche: Glück gehabt! Zwölf Gründe, warum es uns überhaupt gibt
Springer Spektrum Verlag 2014
ISBN 978-3-642-41654-5
Leseprobe

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5 Kommentare

  1. thespacebehindtheface

    Tolle Rezension – ich freu´ mich, dass es Dir auch so gut gefallen hat wie mir!

  2. Glück gehabt, der Sohnemann ist momentan exakt an dieser Thematik dran und dank dieser feinen Rezi habe ich nun brainfood für ihn ;)

  3. Pingback:Wissensbuch des Jahres 2014 - Die Nominierungen | Elementares Lesen

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