In meiner vorletzten Folge der Frühjahrs-Neuerscheinungen stelle ich Euch spannende Bücher zu verschiedenen Aspekten der Wissenschaftsgeschichte, zur Vermittlung und zur Legitimation von Forschung vor.
Neuerscheinungen aus der Wissenschaft und Forschung:
Schon in der Antike wurde die reine Denkarbeit und Theoriebildung gegenüber der praktischen, handwerklichen Arbeit höher geschätzt. Dabei sind praktische Erfahrungen und Experimente ein unverzichtbares Fundament für die Herstellung von Wissen! Das Handwerk besitzt seine eigene Logik! In dem Buch Handwerk und Mundwerk erklärt Peter Janich anhand der Geometrie, Physik, Chemie, Biologie und Informationstechnik, wie diese Kluft entstand und bis in die heutige Zeit zementiert wurde – völlig zu Unrecht, wie er meint. Hier geht es zur Leseprobe.
Wer sich über die Grenzen seines Fachgebiets hinweg setzt und etabliertes Wissen infrage stellt, eckt an im Wissenschaftsbetrieb. Doch gerade Menschen mit einem besonderen Blickwinkel haben die Wissenschaft mit ihren Entdeckungen und Ideen vorangebracht. Franz M. Wuketits porträtiert 35 von ihnen, darunter Paracelsus, Johannes Kepler, Charles Darwin, Alfred Wegener, Barbara McClintock und Hoimar von Ditfurth, in seinem Buch Außenseiter in der Wissenschaft.
Jeder neu entdeckte biologische Organismus wird in eine streng hierarchische Taxonomie von Stämmen, Klassen und Arten eingeordnet. Und er bekommt einen mehr oder minder eindeutigen Namen. Wie dieses komplizierte System durch Carl von Linné geschaffen und später weiter entwickelt wurde und welche Freiheitsgrade bei der Namensgebung mit oft absurden Ergebnissen es gibt, erzählt Michael Ohl in seinem Buch Die Kunst der Benennung. Ein unterhaltsamer Gang durch die Wissenschaftsgeschichte.
Woraus besteht Licht? Wie entstehen Farben und wie werden sie wahrgenommen? Auf dem Gebiet der Optik hat Newton herausragendes geleistet. Doch ein Jahrhundert später stellte Goethe Newtons Ergebnisse infrage und setzte seine eigenen auf Experimenten basierenden Theorien dagegen. Der Wissenschaftsphilosoph Olaf Müller erzählt in Mehr Licht – Goethe mit Newton im Streit um die Farben von dieser Kontroverse und bringt uns Goethe als Wissenschaftler näher.
Wenn Gelder von Wirtschaftsunternehmen an Forschungseinrichtungen fließen, ist diese Forschung dann noch unabhängig? Wem dient sie, dem Wohle der Allgemeinheit oder den Interessen der Geldgeber? In seinem Buch Gekaufte Forschung – Wissenschaft im Dienst der Konzerne wirft Christian Kreiß einen kritischen Blick auf die Einflussnahme der Wirtschaft durch Sponsoring und Finanzierung von wissenschaftlichen Studien an Universitäten.
Wie vermittelt man der breiten Öffentlichkeit am besten die Ergebnisse komplizierter Forschungsarbeit? Wie sieht eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und den Medien aus? Welche Kanäle müssen bedient werden? Welche Fehler sollte man vermeiden? Was ist überhaupt Wissenschaftskommunikation? Viele Praxistipps von Medienprofis und Wissenschaftlern finden sich in dem Buch McScience – Das Rezeptbuch für Wissenschaftskommunikation.
Alle Leseratten-Folgen des Frühjahrs 2015 im Überblick:
- Physik und Astronomie
- Geowissenschaft
- Biologie
- Geschichte
- Wissenschaft und Forschung
- Mixed: Digitale Gesellschaft, Mathematik, Psychologie
Alle Bücher sind natürlich schon vorbestellbar bei der Buchhandlung Eures Vertrauens!
Danke für den Hinweis auf das Goethe-Buch! Das kann ich zur Recherche gerade super brauchen… Schade, das es noch nicht erschienen ist.
Ich habe noch einen Text des Autors von 2008 gefunden. Er beschäftigt sich schon länger mit diesem Thema. Und hier gibt’s noch einen Beitrag aus einer Jenaer Zeitschrift mit vielen Literaturhinweisen. Vielleicht hilft dir das ja schon mal weiter. Ansonsten heißt es bis März abwarten ;-)
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