A wie Antarktis ist ein Kinder-Sachbuch über den unwirtlichen Kontinent Antarktika und das ihn umgebende Südpolarmeer. Ein Buch, das zum Staunen einlädt über eine eisige Welt – unzugänglich für den Menschen, doch bei weitem nicht leblos. Der tschechische Illustrator und Sachbuch-Autor David Böhm zeigt, wie wichtig dieser Ort für die Menschheit ist.
2017 unternahm Böhm mit seinen Söhnen Jáchym und Oliver einen mehrwöchigen Trip in die Antarktis. Sie segelten einige Wochen auf der Altego II am Rand des Eises entlang und erlebten magische Momente inmitten von Eisbergen, Robben und Pinguinen. Diese Erfahrung ist in sein Buch eingeflossen.
Böhm erzählt von den Spuren der Vergangenheit in Eisbohrkernen, vom mächtigen Zirkumpolarstrom, der alle anderen Meeresströmungen der Erde antreibt, und vom atmenden Meer, das uns mit Sauerstoff versorgt.
Dem Autor geht es auch um geografische und politische Zusammenhänge, um eine Schärfung des Blicks und darum, Kindern ab 8 Jahren ein Gefühl für Dimensionen zu vermitteln – zu den Größenverhältnissen der Länder und Kontinente, die auf Landkarten oft verzerrt dargestellt sind und zu allem, was vor unseren Augen verborgen ist. Man erfährt, wie die Antarktis entstand und wie stark ihre Größe durch das Wachsen und Schmelzen des Eispanzers im Jahresverlauf variiert.
Erst im 20. Jahrhundert gelangten die ersten Menschen an den südlichsten Punkt der Erde. Auf einer ausklappbaren Doppelseite werden die Expeditionen der Polarforscher Roald Amundsen und Robert Falcon Scott zum Südpol 1911 dargestellt. Wusstet Ihr, dass es nicht einen, sondern vier Südpole gibt? Böhm erläutert, was es damit auf sich hat.
Das antarktische Leben spielt sich vor allem im Meer und am Ufer des Festlands ab. Es ist geprägt von zahlreichen Pinguinarten, Robben und Krill, der zum Beispiel von Blauwalen verspeist wird. Heute ist dieser empfindliche Naturraum durch den Antarktisvertrag geschützt. Das heißt: kein Krieg, kein Militär und keine Rohstoffförderung bis ins Jahr 2048. Nur Forschen ist erlaubt!
Mehr als 70 Forschungsstationen aus 30 Ländern gibt es inzwischen in der Antarktis, darunter die deutsche Station Neumayer III. Böhm skizziert die wichtigsten Forschungsstationen und erklärt, was für Menschen dort für eine kurze Zeit des Jahres leben und arbeiten. Doch selbst an diesem abgelegenen Ort ist der Einfluss der menschlichen Zivilisation zu spüren: unser Plastikmüll gelangt auch in das Meer der Antarktis. Auf einer Zeichnung ist ein menschlicher Körper ganz aus Müll zu sehen, mit Angaben zur Zersetzungsdauer der verschiedenen Materialien – eine sehr eindringliche Darstellung!
Besonders gut gefällt mir David Böhms Art, Fragen zu stellen. Dazu möchte er auch Kinder animieren: Wie klingt wohl die Antarktis? Und wie riecht sie? Was braucht man wirklich zum Leben? Wozu die Jagd nach Rekorden und Trophäen? Ein Buch, das nicht nur erklärt, sondern eigene Interpretationen zulässt und dazu anregt, Dinge zu hinterfragen. Auch stilistisch ist es sehr ansprechend: eine Mischung aus Texten und Illustrationen, Landkarten, Fotos und Cartoons, ausklappbaren Doppelseiten sowie Einträgen aus den Reisetagebüchern der Söhne von David Böhm. Mit A wie Antarktis rückt der ferne Kontinent näher!
Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020
Nachtrag: Gewinner in der Kategorie SACHBUCH – Herzlichen Glückwunsch!
David Böhm: A wie Antarktis – Ansichten vom anderen Ende der Welt
Aus dem Tschechischen von Lena Dorn
Karl Rauch Verlag 2019, 80 Seiten mit Illustrationen, Fotos und Grafiken
Ab 8 Jahren
ISBN 978-3-7920-0371-8
Leseprobe
Buchtrailer
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Ich bewundere ja die Tapferkeit, mit der du ausharrst, liebe Petra — fast wie eine Pinguinin auf der Scholle :-)
Bei der Gelegenheit möchte ich dir gleich ein anderes Buch zum Thema empfehlen, das wegen der aktuellen Schmelze auf Herbst 2021 verschoben wird: “Das geheime Liebesleben der Pinguine” von Lloyd Spencer Davis. Ein echtes Forschungs-Abenteuerbuch! Liebe Grüße!
Vielen Dank, lieber Jürgen! Das Buch steht auf meiner Vorfreuden-Liste für das kommende Jahr.