Sachbuchland Norwegen

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Norwegen, das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2019, verfügt über eine beeindruckende Literaturszene mit herausragenden Werken. Davon profitieren auch andere Länder. Dank des Zentrums für norwegische Literatur im Ausland, NORLA, werden Übersetzungen aus dem Norwegischen in 65 Sprachen gefördert. Den Schwerpunkt bilden die Übersetzungen ins Deutsche, denn hier gibt es seit vielen Jahren eine treue und begeisterte Leserschaft. Norwegische Romane landen häufig auf unseren Bestseller-Listen.
Ein Blick auf die Neuerscheinungen zeigt: Erfreulicherweise wurden auch etliche Sachbücher übersetzt. Hier folgt eine kleine Auswahl:

Isabelle Bacher stammt aus Tirol, hat aber norwegische Wurzeln und lebte jahrelang in Nordnorwegen. Die Architektin und preisgekrönte Fotografin hat die karge Natur jenseits des Polarkreises in grandiosen Motiven eingefangen. Ihr Bildband Im Norden – Eine Reise zum Polarkreis und darüber hinaus zeigt die Schönheit dieser Landschaft: das Wechselspiel zwischen Wasser und Stein, Gletscher, Fjorde und atemberaubende Polarlichter.

Kohlenstoff ist einer der Grundbausteine des Lebens. In seinem Buch C – Die vielen Leben des Kohlenstoffs erklärt der Biologe Dag Olav Hessen, welche Bedeutung das Element für unsere Existenz hat, welche Verbindungen es mit anderen Elementen eingeht und wo uns Kohlenstoff im Alltag begegnet. Kohlenstoff ist wichtig für die Fotosynthese der Pflanzen, trägt aber auch zum Treibhauseffekt und zur globalen Erwärmung bei. Der Klimawandel, angeheizt durch von Menschen verursachte Treibhausgas-Emissionen, ist daher ein zentrales Thema des Buches.

Wie wird man ein erfolgreicher Kunstsammler? Der Osloer Verleger, Bergsteiger und Abenteurer Erling Kagge legt nach seinen Bestsellern Stille und Gehen. Weiter gehen ein Buch über die Kunstszene vor. Als leidenschaftlicher Sammler besitzt er intime Kenntnisse des Kunstmarkts. In seinem neuen Buch Große Kunst für kleines Geld gibt er nicht ganz ernst gemeinte Tipps, wie man ein Verständnis für die Kunst entwickelt und eine eigene Kunstsammlung erwirbt. Wertsteigerung? Nicht ausgeschlossen!

Aale haben einen geheimnisvollen Lebenszyklus. Sie zählen zu den Wanderfischen, die zum Laichen vom Fluss ins Meer ziehen. Viele Arten sind bereits vom Aussterben bedroht. Der Schriftsteller, Journalist und Sportfischer Torolf Kroglund hat sich in mehreren Ländern auf die Spur der Europäischen Aale begeben. In seinem Buch Reise mit Aal versucht er nachzuvollziehen, warum ihr Bestand in den letzten Jahrzehnten so dramatisch geschrumpft ist.

Sternenstaub – ein Stoff aus der Frühzeit des Universums, der heute noch durchs All schwebt. Solche Mikrometeoriten treffen ständig auf die Erde, sind aber so winzig, dass sie kaum auffindbar sind. Dabei enthalten sie unschätzbare Informationen für die Astronomie. Der Jazzgitarrist und Hobbyforscher Jon Larsen erzählt in seinem Buch Sternenjäger, wie ihm gelang, die mikroskopisch kleine Materie aufzuspüren und welche neuen Erkenntnisse die Wissenschaft daraus über unser Sonnensystem gewinnt.

Wölfe kehren in viele europäische Länder zurück. Nicht überall sind sie willkommen. Reidar Müller, Geologe und Wissenschaftsjournalist, ist von diesen Raubtieren fasziniert. In seinem Buch Wolfsspur erzählt er von der Beziehung zwischen Wölfen und Menschen, vom Leben der Wölfe in den Wäldern Skandinaviens und vom fragilen Ökosystem Wald, das aufs Engste mit dem Wolf verknüpft ist.

Was macht das Seepferdchen in unserem Gehirn? Das erklären die klinische Neuropsychologin Ylva Østby und ihre Schwester, die Journalistin Hilde Østby in ihrem bereits 2018 erschienenen Buch Nach Seepferdchen tauchen. Sie erkunden verschiedene Aspekte des Gedächtnisses, die den Kern unserer Identität betreffen: woran wir uns erinnern und warum wir vieles wieder vergessen; wie traumatische Erlebnisse verarbeitet werden; wie sich Erinnerungen im Laufe des Lebens verändern und zu welch unglaublichen Leistungen unser Gedächtnis fähig ist.
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Und auch Das Buch vom Meer von Morten A. Strøksnes, das bereits 2016 auf deutsch erschien, muss hier erwähnt werden. Es geht um den wahnwitzigen Versuch zweier Freunde, mit begrenzten Mitteln einen Eishai zu fangen. So ein Monstrum kann bis zu acht Meter lang und tonnenschwer werden. Das Buch ist ein Abenteuerbericht über die Faszination des Meeres, mit Anglerlatein und harten Fakten von Ozeanografie bis zur Astronomie. Ich habe sowohl die Hörbuchfassung als auch die Buchausgabe mehrfach genossen.
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Von kecken Vögeln zu den Blauwalen: Nach seinem lesenswerten Buch über Das verborgene Leben der Meisen widmet sich der Journalist Andreas Tjernshaugen nun den Giganten der Meere. Sein Buch Von Walen und Menschen beschreibt den Lebenszyklus der Wale und ihre Wanderungen zwischen Polarregionen und gemäßigten Zonen. Die Jagd auf die Wale, die vor einigen Jahrhunderten begann und immer weiter perfektioniert wurde, führte zu einer dramatischen Reduzierung der Bestände. Der Blauwal wurde beinahe ausgerottet. Durch Artenschutzmaßnahmen erholen sich die Populationen nur teilweise.

Gletscher, Schnee und ewiges Eis prägten die Natur und die Lebensweise der Menschen im Norden Europas. Doch nicht mehr lange. Wissenschaftsjournalist Bjørn Vassnes erläutert in seinem Buch Im Reich des Frosts, durch welche geologischen Prozesse diese Region entstanden ist. Er erzählt vom Volk der Samen mit ihrem umfangreichen Vokabular zu Schnee und Eis und von den Überlebensstrategien der Rentiere. Durch den Klimawandel schmelzen die Gletscher und die Permafrostböden tauen auf – mit dramatischen Konsequenzen für Mensch und Tier.

Die Zellbiologin Katharina Vestre beschreibt in ihrem Buch Wunder im Bauch die Entwicklung von den ersten Zellen bis zur Geburt eines Säuglings. Wie entstehen aus einfachen Zellen komplexe Organe? Wie schnell wächst eine Hand? Wann beginnt der Fötus, seine Außenwelt wahrzunehmen? Wie entwickelt sich das Gehirn? Auf unterhaltsame Weise präsentiert die Autorin neueste Erkenntnisse aus der Pränatalmedizin und den Neurowissenschaften. Nominiert für den Norwegischen Buchpreis.

Was haben Trauerbewältigung und die Suche nach Pilzen miteinander zu tun? Für die aus Malaysia stammende Anthropologin Long Litt Woon war das Eintauchen ins Reich der Pilze der richtige Weg, um den plötzlichen Tod ihres Mannes zu verarbeiten. Ihr Buch Mein Weg durch die Wälder handelt von Pilzexperten, geheimniskrämerischen Sammlern und ihrer unermüdlichen Suche nach neuem Wissen – und von ihrer “Wanderung durch die Wüste der Trauer”.
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Hiermit endet mein Überblick zum Sachbuchland Norwegen. Es gibt viel zu entdecken! Welche Bücher ich bereits gelesen habe, erfahrt Ihr demnächst hier im Blog. Und was ist mir entgangen? Habt Ihr weitere Tipps?

Informationen zur Kultur und Literatur Norwegens und zum Programm auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse gibt es auf dieser Seite: https://norway2019.com/de.

Umfangreiche Specials zur norwegischen Literatur findet Ihr in den Blogs LiteraturReich und Literaturleuchtet.

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5 Kommentare

  1. Dein besonderer Blick auf die Literatur Norwegen finde ich sehr interessant und bereichernd. Ich habe Tjernshaugen auf dem Stapel liegen und werde mir Vassnes mal vormerken – als großer Freund des hohen Nordens. Viele Grüße

  2. Das Buch von Olav Hessen über den Kohlenstoff würde mich am meisten interessieren. Nicht umsonst gibt es ja den Begriff “Chemische Evolution”.

    • Auf der Buchmesse konnte ich schon mal reinlesen. Der Schreibstil hat mir gut gefallen! Und dem Inhaltsverzeichnis ist zu entnehmen, dass der Autor eine große Bandbreite zum Kohlenstoff abdeckt. Schade, dass es keine Leseprobe dazu gibt.

  3. Pingback:Long Litt Woon: Mein Weg durch die Wälder | Elementares Lesen

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