Wissensbuch des Jahres 2023 – Die Gewinner

Logo_Wissensbuch des Jahres 2023 bild der wissenschaft

© bild der wissenschaft

Ein Trommelwirbel für die Wissensbücher des Jahres! Diese Auszeichnung wird schon zum 30. Mal vom Magazin bild der wissenschaft vergeben. In diesem Jahr waren 56 Bücher in sechs Kategorien nominiert. Die elfköpfige Jury wählte zusammen mit dem Publikum die Besten. Nun stehen endlich die Gewinner für 2023 fest!

Hier im Blog stelle ich euch die sechs Wissensbücher und die Gewinner der Publikumswahl kurz vor. Ausführliche Rezensionen von den Jurymitgliedern und weitere Infos findet Ihr auf wissenschaft.de und im Dezember-Heft von bild der wissenschaft.

Wissensbuch des Jahres 2023 – Die Gewinner

Wissensbücher des Jahres 2023ÜBERBLICK: Die Wissenschaftsjournalistin Anne Preger arbeitet in Globale Überdosis die guten und schlechten Seiten des Elements Stickstoff heraus: als Dünger fördert Stickstoff das Pflanzenwachstum, doch im Übermaß verwendet, heizt er die Erderwärmung an. Nach einem Rückblick in die Geschichte des Elements und seine vielfältigen Anwendungen arbeitet Preger die Probleme der Überdüngung heraus und zeigt Lösungen für die Zukunft auf. Wenn wir die Überdosis in den Griff bekommen, nützt das nicht nur dem Klima, sondern auch unserer Gesundheit und der Artenvielfalt, lautet ihr Fazit. Trotz des brisanten Themas ist das Buch locker, gut verständlich und unterhaltsam geschrieben.
Dem Publikum gefiel das Buch Waldwissen vom Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben und Pierre L. Ibisch, Professor für „Nature Conservation“ an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, am besten. Die Autoren geben einen umfassenden Überblick über das komplexe System Wald, über die globale Entwicklung der Wälder, über die Probleme, unter denen Wälder leiden und wie eine zukunftsorientierte Waldwirtschaft aussehen könnte.

ZÜNDSTOFF: Wie gehen Tiere und Pflanzen mit Klimaveränderungen um? Welche Strategien sind erfolgreich, um der Erderwärmung und dem dadurch bedingten Schwund von Lebensräumen zu begegnen? Der Naturschutzökologe (und Autor des Naturkunden-Bands Federn) Thor Hanson hat sich in seinem Buch Von schrumpfenden Tintenfischen und windfesten Eidechsen auf die Suche nach Antworten begeben. In lockerem Reportage-Stil berichtet er von Gewinnern und Verlierern des Klimawandels. Er veranschaulicht, was mit der „Rolltreppe zum Aussterben“ gemeint ist, und erzählt von hitzetoleranten Amphibien und wandernden Wäldern. Eine faszinierende Lektüre!
Sieger der Publikumswahl ist das Buch Vom Verschwinden der Arten. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, und die Journalistin Friederike Bauer setzen sich ebenfalls mit dem Zusammenhang von Klimakrise und Artensterben auseinander und geben einen allgemeinverständlichen Überblick zu allen wichtigen Aspekten.

ÜBERRASCHUNG: Sie sind so winzig, dass wir sie nicht sehen können. Sie verhalten sich so seltsam, dass sie unserer Intuition widersprechen. Und doch wird unser Alltag durch Quanten bestimmt. Ob Solarzellen, Laser oder Computerchips – sie alle funktionieren dank der Quantentheorie. Florian Aigner gelingt mit seinem Buch Warum wir nicht durch Wände gehen* – *Unsere Teilchen aber schon das Kunststück, uns für die komplizierte Welt der Quanten zu begeistern. Der Physiker und Wissenschaftsjournalist bringt originelle Beispiele und veranschaulicht alles mit passenden Zeichnungen. Da scheinen Quantensprünge, die spukhafte Fernwirkung, Teleportation und die prekäre Existenz von Schrödingers Katze gar nicht mehr so kompliziert! Und was waren doch gleich Quantenschwubbel und Materieflubber? Lest selbst!
Auch beim Publikum hat sich Aigners Buch an die Spitze gesetzt! Empfehlenswert ist übrigens auch sein Buch Die Schwerkraft ist kein Bauchgefühl, das ich im Blog bereits vorgestellt habe.

ÄSTHETIK: Der Bildband Mikrokosmos – Wunderwelt der kleinsten Lebewesen von Derek Harvey, Elizabeth Wood, Michael Scott, Tom Jackson und Bea Perks lässt uns staunen! Wir zoomen in das Innere von Einzellern wie dem Wimperntierchen, bewundern die Farbpigmente auf einem Schmetterlingsflügel, erkennen die Schönheit eines Springschwanzes und sehen hochauflösende Details in einem Pflanzenstängel. In einzelnen Kapiteln geht es um die Verarbeitung von Nahrung, um Fortbewegung und Sinnesorgane, um Skelette und schützende Haut, um Strategien der Vermehrung und um verschiedenartige Lebensräume. Die fantastischen Makroaufnahmen werden ergänzt durch Grafiken und Infotexte zu allen Phänomenen. Im Glossar werden die wichtigsten Fachbegriffe erläutert. Hinreißend und äußerst lehrreich! Das Buch ist auch der Favorit des Publikums.

UNTERHALTUNG: Der Handel mit CO2-Zertifikaten war gestern. In der nahen Zukunft zahlen Konzerne Auslöschungszertifikate als Kompensation, wenn sie den Lebensraum einer Art zerstören und damit für deren Aussterben verantwortlich sind. Vor diesem Hintergrund spielt der originelle Roman Der Gemeine Lumpfisch vom britischen Schriftsteller Ned Beauman. Ein Umweltverträglichkeitskoordinator, der neben seinem Job in einem Tiefseebergbau-Unternehmen windige Geschäfte macht, und eine Biologin, die die Intelligenz des Gemeinen Lumpfischs beurteilen soll – ein Kostenfaktor bei der möglichen Auslöschung -, machen sich auf die Suche nach dem letzten lebenden Exemplar dieser Art – oder ist es bereits zu spät? Eine abenteuerliche, erstaunlich humorvolle Geschichte über den Wert der Natur in düsteren Zeiten.
Beim Publikum kam Schreibers Naturarium am besten an: die Biologin und Schriftstellerin Jasmin Schreiber nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise durch die Natur im Jahreslauf – mit liebevollen Artenporträts und schönen Illustrationen der Autorin.

PERSPEKTIVE: In der Kategorie für Kindersachbücher gewann Der Dinosaurier im Fels von der Archäologin und Kinderbuchautorin Silke Vry und der preisgekrönten Illustratorin Claudia Lieb. Ein Buch über Fossilien urzeitlicher Tiere, über ihre Entdeckerinnen und Entdecker und die komplizierte Interpretation der Funde – verpackt in spannende Geschichten aus der Frühzeit der Paläontologie. Wir sind dabei, als die 13jährige Mary Anning 1812 am Strand von Lyme Regis rätselhafte Fossilien entdeckt: die Knochen von Ichthyosauriern und Plesiosauriern. Wir erleben, wie 1861 in einem Steinbruch bei Solnhofen der erste Urvogel Archaeopteryx gefunden wird. Und natürlich geht es auch um die Entdeckung von Knochen eines Tyrannosaurus Rex. Naturalistische Zeichnungen geben Kindern ab 10 Jahren einen Einblick in die Arbeit der „Knochenjäger“ und zeigen Fundstücke längst ausgestorbener Tiere.
Beim Publikum setzte sich das Kinderbuch Wasser ist Leben von Sarah Garré, Marijke Huysmans und Wendy Panders durch. In dem fabelhaften Sachbuch für Kinder ab acht Jahren geht es um den Wasserkreislauf und Grundwasser, Wasserkraft, Bewässerung, Trinkwasser, Abwasser und vieles mehr.

Herzlichen Glückwunsch an die Autorinnen und Autoren zu dieser Auszeichnung! Ich kann jedes dieser Wissensbücher empfehlen! Als Jurymitglied ist mir die Wahl wieder schwer gefallen, da sich unter den nominierten Büchern noch mehr Lesestoff für wissensdurstige Menschen befindet: lauter Bücher, die uns neue Welten erschließen, den Horizont erweitern oder sich als tolle Buchgeschenke eignen. Eine lohnenswerte Entdeckungsreise!

Beitrag empfehlen

6 Kommentare

  1. Den gemeinen Lumpfisch findet man zum Hören übrigens in der ARD Mediathek https://www.ardaudiothek.de/sendung/ned-beauman-der-gemeine-lumpfisch-sci-fi-satire-um-miese-deals-und-tote-tiere/12668165/ , lesen macht aber auch Spaß. Herzlichen Dank für diese Sachbuch Präsentation

  2. Mikrokosmos – Wunderwelt der kleinsten Lebewesen

    Ich habe ein ähnliches Buch von Spektrum von 2010, in dem die Aufnahmen schon sehr gut waren und sind. Man versteht durch den Blick ins Allerkleinste, wie Leistungen funktionieren. Ich denke gerade an die Verschlusshaken der Flügel bei Vierflügern. Auf der Mikrobebene findet man des öfteren die Lösung für bestimmte Funktionen.

  3. Pingback:[Die Sonntagsleserin] November 2023 - Phantásienreisen

  4. Guten Abend!
    Ich habe eben erst Deinen wunderbaren Blog entdeckt und habe ihn sofort abonniert.

    „Mikrokosmos“ steht sogar auf meiner Wunschliste und wird sicher dieses Jahr irgendwann den Weg in unsere Bibliothek finden.

    Herzlichst,
    Barbara

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert