Bernd Brunner: Ornithomania

Cover Brunner Ornithomania

© Galiani

Die Faszination für die Vogelwelt treibt seltsame Blüten! Manche Menschen reisen unter Gefahren um die ganze Welt, um möglichst viele Vogelarten zu beobachten, einige wollen mit Vögeln leben und sie zähmen. Manche verschreiben sich der Oologie, der Wissenschaft der Vogeleier und sammeln die exotischsten Exemplare, andere töten Vögel, um sie zu essen oder zu konservieren. Die vielen Facetten der Vogelbesessenheit betrachtet der Kulturwissenschaftler Bernd Brunner in seinem unterhaltsamen, aber etwas oberflächlichen Buch Ornithomania.

Dabei spannt er einen Bogen über die Jahrtausende dauernden Beziehungen zwischen Menschen und Vögeln, die vielleicht mit der Zähmung und Abrichtung von Falken als “Urform der Vogelleidenschaft” begannen. Im Laufe der Zeit sammelte sich viel Wissen über die Vogelwelt an, angefangen bei Aristoteles. Doch erst ab dem 19. Jahrhundert wurde daraus eine Wissenschaft, die Ornithologie. Als bessere Ferngläser und Fotoapparate entwickelt wurden, steigerte sich das Interesse an der Vogelforschung zu einem Volkssport, dem Birdwatching. Mittlerweile arbeitet die Wissenschaft mit einem Heer von Hobbyforschern zusammen, um Brutvögel zu kartieren, die Routen der Zugvögel zu beobachten oder anhand ihres Verhaltens den Klimawandel zu dokumentieren.

Diese Entwicklung reißt Bernd Brunner in seinen Porträts über Ornithomaniacs aus aller Welt an. Er hat unglaublich viele Fakten und Anekdoten zusammengetragen, über Vogelbalgfälscher, Vogelmaler, begeisterte Taubenzüchter, vogelsammelnde Frauen oder Vogelforscherdynastien. Er nennt Pioniere der Feldforschung wie Edmund Selous, der den Begriff Birdwatching prägte und prominente Vogelschützer wie Jonathan Franzen, der gegen die Singvogeljagd in den Mittelmeerländern kämpft. Schockierendes wie die Geschichte eines Vogelforschers, der seine Dienstzeit bei der Waffen-SS nutzte, um die Vogelwelt von Auschwitz zu erkunden, findet sich neben unterhaltsamen Geschichten über Vogelstimmen-Imitatoren.

Das alles ist elegant formuliert, aber recht beliebig aneinandergereiht. Viele Kurzporträts enden da, wo es spannend wird – zu wenig, um sich ein Bild von den Maniacs und ihren Neigungen zu machen. Vielleicht wäre die Konzentration auf einige wenige Vogelliebhaber sinnvoller gewesen.

Bernd Brunner: Ornithomania – Geschichte einer besonderen Leidenschaft
Verlag Galiani 2015, 264 Seiten
Mit Illustrationen und Initialen von Kat Menschik
ISBN 978-3-86971-117-1

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6 Kommentare

  1. Liebe Petra, das habe ich mir gerade von meinem Vater geliehen (wir hatten es ihm zu Weihnachten geschenkt). Meinem Vater gefiel es ganz gut. Vielleicht darf man bei solchen Überblicks/Einführungsbüchern nicht allzu Tiefgehendes erwarten. Die Ornis fand er zum Beispiel weniger interessant – ich dagegen schon, weil für mich vieles neu war. Jedenfalls: Den Einband von diesem Buch hier finde ich nach wie vor ganz wunderschön. Nun bin ich mal doppelt auf den Inhalt und seine Wirkung auf mich gespannt : )
    Liebe Grüße
    Petra

    • Lass es dir nicht von mir miesmachen, liebe Petra. Die Aufmachung ist wirklich sehr schön, aber mir war es einfach zu knapp. Die Ornis liegen schon bereit, vielleicht passt das Buch ja besser für mich.
      Liebe Grüße!

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