Sachbuch-Vielfalt aus Indie-Verlagen

#wereadindie: Sachbuchtipps aus unabhängigen Verlagen

In ihrem Blog Literaturen empfiehlt Sophie Weigand 10 ihrer Lieblingsbücher aus unabhängigen Verlagen, verbunden mit der Bitte an uns, mit eigenen Schätzen herauszurücken. Auslöser für ihren Appell ist ein Urteil der VG Wort, das besonders für unabhängige Verlage ohne Anbindung an einen größeren Konzern eine Bedrohung darstellt.
Da ich in diesen Verlagen immer wieder ganz besondere Entdeckungen mache und die Vielfalt schätze, zu der sie beitragen, habe ich in meinem Sachbucharchiv nach eigenen Tipps gestöbert. Dabei ist eine bunte Mischung mit Büchern aus verschiedenen Sachgebieten herausgekommen, die ich hier empfehlen möchte:

Indiebooks Schbuch

David Barrie: Sextant – Die Vermessung der Meere
David Barrie beschreibt, wie sich die Navigation auf hoher See im Laufe der letzten Jahrhunderte entwickelte und welche Rolle der Sextant dabei spielte. Er erzählt die Geschichte dieses wichtigen Instruments eingebettet in teils dramatische Episoden auf berühmten Expeditionen und Entdeckungsreisen. Eine Mischung aus Wissenschaftsgeschichte und Reisebeschreibung. Erschienen ist es im Mare Verlag, Schwerpunkte: Maritimes, Klassiker und Bildbände in edler Aufmachung.

Timothy Brook: Wie China nach Europa kam
Die Geschichte einer außergewöhnlichen chinesischen Karte aus dem 17. Jahrhundert, die erst kürzlich in der Bodleian Library, der Bibliothek der Universität Oxford, wiederentdeckt und vom Chinaexperten Brook entschlüsselt wurde. Mit spannenden Einblicken in die Geschichte der Seefahrt, des Seerechts und der Kartografie. Erschienen ist es im Wagenbach Verlag, der neben internationaler Literatur viel Kulturgeschichtliches und Naturwissenschaftliches im Programm hat.

Peter Finke: Citizen Science – Das unterschätzte Wissen der Laien
Hobbyornithologen, Sternegucker, Tier- und Pflanzenmelder – sie alle sind sogenannte Bürgerwissenschaftler, betreiben also Citizen Science. Peter Finke erklärt, was darunter zu verstehen ist und wie sich jeder Interessierte beteiligen  kann. Er wettert über den unnützen Gegensatz zwischen Bürgerwissenschaft, die von Laien betrieben wird und der professionell betriebenen Wissenschaft an Universitäten und Instituten. Erschienen im Oekom Verlag, der sich auf Ökologie und Nachhaltigkeit spezialisiert hat.

Léo Grasset: Giraffentheater – Anekdoten aus der Savanne
Mit Humor und genauer Beobachtungsgabe erzählt der Evolutionsbiologe von seiner Feldforschung in der afrikanischen Savanne, von den Rätseln der Evolution und den faszinierenden Fähigkeiten der Tiere. Erschienen im Wagenbach Verlag. Vor allen die schmale Salto-Reihe begeistert mich, denn ich stehe nun mal auf schöne, in Leinen gebundene Bücher.

Andrea Grill: Schmetterlinge
Die österreichische Biologin und Schriftstellerin Andrea Grill erzählt von den besonderen Eigenschaften der Schmetterlinge und den Freuden und Mühen der Forschungsarbeit mit Schmetterlingen. Man spürt die Liebe, die sie mit ihrer Arbeit verbindet. Mit vielen Abbildungen aus historischen Fachbüchern, erschienen bei Matthes & Seitz. Für mich ist dieser Verlag immer ein Garant für Bücher zu genau den Themen, die mich interessieren. Besonders die Naturkunden-Reihe, zu der dieses Buch gehört, entspricht zu 100 % meinem Beuteschema.

Lars Gustafsson: Gegen Null
Der schwedische Schriftsteller und Philosoph Lars Gustafsson verwebt in seinem kunstvollen Text Gegen Null physikalische, mathematische, literarische und philosophische Gedanken. Es ist ein Buch mit präzise formulierten Miniaturen, in denen auf spielerische Weise große Fragen gestellt werden: Was ist die Welt? Wie erkenne ich, dass ich bin und wer ich bin? Was ist Zeit? Erschienen im Schweizer Secession Verlag, mit einem kleinen feinen Programm.

Stefano Mancuso/Alessandra Viola: Die Intelligenz der Pflanzen
Dieses Buch bietet eine erfrischende Sicht auf die Pflanzenwelt: Pflanzen verfügen über Problemlösungsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und soziales Verhalten, also sind sie auch intelligent. Mit ansteckender Begeisterung plädieren die Autoren für eine Neubewertung dessen, was Pflanzen leisten können und eine Erweiterung des Intelligenzbegriffs. Erschienen im Antje Kunstmann Verlag mit einem breit gefächerten Sortiment.

Jens Soentgen: Wie man mit dem Feuer philosophiert
Der Chemiker und Philosoph Jens Soentgen erzählt von den feurigen Ursprüngen der Chemie in den Wäldern, von der Experimentierfreude der mittelalterlichen Alchemisten und der Perfektionierung zur Laborchemie. Dabei bewegt er sich “von Feuerstelle zu Feuerstelle” durch die verschiedenen Zeiten und Kontinente. Eine unterhaltsame Geschichte der Chemie für Leser ab 14 Jahren, erschienen im Peter Hammer Verlag, Schwerpunkte: internationale Literatur und Kinderbücher.

Britta Teckentrup: Alle Wetter
Ein wunderschönes Kinder-Sachbuch über Wetterphänomene, die Jahreszeiten und ihre Auswirkungen auf den Menschen, künstlerisch gestaltet mit einer ganz eigenwilligen Bildsprache in Pastell- und Erdtönen. Was ist Wetter, wie entsteht es? Stimmen die alten Bauernregeln noch? Was bedeutet das Wetter für die Landwirtschaft? Wie fühlen wir uns dabei? Perfekt geeignet, um es gemeinsam zu lesen und zu betrachten, für Kinder ab 6 Jahren. Erschienen bei Jacoby & Stuart mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendbücher, Kochbücher und Graphic Novels.

Christina Wessely: Welteis – Ein wahre Geschichte
Unter Wissenschaftlern verpönt, beim Publikum beliebt: die Welteistheorie ist eine pseudowissenschaftliche Theorie über die Entstehung des Weltalls und unsere Erdgeschichte, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele Anhänger hatte. 1894 wurde sie vom Ingenieur Hanns Hörbiger erdacht. Die Welteislehre wirkte auf die Öffentlichkeit besonders anziehend, weil sie, anders als die ernsthafte Wissenschaft, auf Intuition und Fantasie setzte statt auf mathematische Exaktheit. Man glaubte an Glutlinge, Eiskörpergewölk und natürlich den Jetztmond – ein fantastisches Vokabular!  Erschienen bei Matthes & Seitz.

Weitere Infos und Lesetipps gibt es im Blog We Read Indie, einem Bloggerzusammenschluss für die Unabhängigen Verlage und bei Twitter unter dem Hashtag #wereadindie.

Habt Ihr auch Buchempfehlungen aus unabhängigen Verlagen, die Ihr gern teilen möchtet? Oder gar einen Lieblingsverlag? Habe ich mit einem meiner Tipps euer Interesse geweckt? Ich würde mich freuen, davon zu erfahren!

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10 Kommentare

  1. David Barrie: Sextant – Die Vermessung der Meere: Erscheint bald bei Malik für deutlich weniger Geld.

  2. Eine sehr schöne deutsche Ausgabe von William Dampiers “Neue Reise um die Welt” (1697) ist im Verlag der Pioniere erschienen. Die Sprache wurde behutsam aktualisiert – trotzdem ist das altertümliche Deutsch sehr ungewohnt, wenn man das erstaunlich moderne Englisch in Dampiers Schriften gewohnt ist.

    Der Verlag ist auf alte Reiseberichte spezialisiert, so gibt es zum Beispiel auch eine Neuausgabe von Alfred Russel Wallace, der gleichzeitig mit Darwin die Evolutionstheorie begründete (“Der Malayische Archipel”) und die wundervollen Reiseberichte von Stephens und Catherwood, letzterer ein begnadeter Illustrator, von der Entdeckung der mesoamerikanischen Pyramiden.

    “Welteis” lese ich gerade, ein Glückstreffer vom Flohmarkt. Die Geschichte ist wirklich hochinteressant und das Buch ist schön gemacht, auch wenn mir als Grafiker die schlechte Spationierung (d. h. unregelmäßige Buchstabenabstände) des Titels aufstößt. Die Sprache empfinde ich als sehr sperrig, lange Schachtelsätze, die ich oft mehrfach lesen muss. Gerade die Passagen mit der gesellschaftlichem und kulturgeschichtlichen Einordnung der Welteistheorie empfinde ich als Wortreich aber unpräzise. Die wissenschaftlichen Teile sind etwas konziser, und ich werde mich wohl durchkämpfen, ein spannendes Thema ist es allemal.

    Grüße
    Dampier

    • Den Verlag der Pioniere kannte ich noch gar nicht, und das nach 30 Jahren Buchhandel. Vielen Dank für den Tipp! Alte Reiseberichte lese ich gelegentlich sehr gerne. Nachdem ich die Wallace-Biografie von Matthias Glaubrecht gelesen habe, wollte ich unbedingt einen seiner Originaltexte lesen und habe mir ein E-Book vom „Malayischen Archipel“, übersetzt von Adolf Bernhard Meyer, gekauft. Die etwas altertümliche Sprache stört eigentlich kaum. Es war einfach interessant, den Gedanken dieses bedeutenden Forschers zu folgen. Jetzt kann ich es mit der Ausgabe aus dem Verlag der Pioniere vergleichen. Und von Dampier könnte ich mal etwas lesen ;-)
      Interessant, was du an „Welteis“ kritisierst. Das sind Dinge, die mir gar nicht aufgefallen sind. Oder habe ich sie ignoriert? Ich habe das Buch als spannende Lektüre in Erinnerung und war fasziniert vom Vokabular dieser Theorie.
      Über die Spationierung mache ich mir auch hier im Blog Gedanken – linksbündig oder besser Blocksatz? Jetzt kenne ich endlich auch einen Fachbegriff dazu ;-)
      Viele Grüße,
      Petra

  3. linksbündig oder besser Blocksatz

    Das ist die Ausrichtung. Spationierung bezieht sich auf die Abstände zwischen den Buchstaben innerhalb eines Wortes. Siehe Welteis: der Abstand zwischen e und l sowie zwischen t und e ist viel zu groß. l und t kleben dagegen fast zusammen. Auch bei “Wessely” ist der Abstand zwischen W und e viel zu groß … Das mag spitzfindig erscheinen, aber wenn man das mal verinnerlicht hat, kann man es nicht mehr ignorieren, und es ist für mich immer ein Minuspunkt, wenn das nicht beachtet wird.

    Zur Ausrichtung: Im Web würde ich immer linksbündig bevorzugen. Meist gibt es ja keine automatische Silbentrennung, und dann hast du im Blocksatz viele unschöne Löcher, speziell, wenn du sehr lange Wörter in einem Absatz hast, die nicht getrennt werden. Je schmaler die Textspalte, desto schlimmer (z.b. wenn ein Bild im Text steht, siehe oben in diesem Artikel).

    Und eine automatische Silbentrennung ist auch oft nicht sehr akkurat, die sollte man für einen schönen Blocksatz eigentlich immer von Hand machen. Ich habe neulich lange nach einem passenden WordPress-Theme für mein Blog gesucht, weil ich keine automatische Silbentrennung haben wollte, damit fielen viele schöne Themes weg. Ich konnte das Schriftbild so einfach nicht ertragen – ich will dann immer eingreifen ;)

    Dampier solltest du auf englisch lesen, wenn möglich. Das altertümliche Deutsch passt überhaupt nicht zu ihm, es hat immer etwas von einem mittelalterlichen Dorftrottel … Ich finde es ganz erstaunlich, wie ähnlich das Englisch des 17. Jahrhunderts schon dem modernen war, während im Deutschen Welten dazwischen liegen.

    Auch gute Dampier-Biographien gibt es leider nur auf Englisch. Eine Einführung findest Du hier. ;))

    Grüße
    Dampier

    PS. Lustig: Ich sehe gerade, dass der Buchtipp, über den ich zu dem Buch kam (unter meinem Wettbewerbsartikel), damals vom Verleger selbst kam.

    • Danke, wieder was dazugelernt. Bei meinem nächsten Theme-Update wird wahrscheinlich alles wieder linksbündig dargestellt. Dann werde ich es besser so stehenlassen. Ich bevorzuge zwar den Blocksatz, weil der so schön aufgeräumt aussieht, aber wie du schon erwähntest, gibt es bei vielen langen Wörtern unschöne Lücken. Da stolpert man bei Lesen drüber.
      Ich hoffe sehr, dass du dein Blog fortführst! Die thematische Ausrichtung ist interessant und es macht sehr viel Spaß, deine Texte zu lesen!
      Viele Grüße,
      Petra

  4. Danke für deine ermutigenden Worte. Für die Wettbewerbsartikel habe ich alles in allem jeweils mehrere Wochen gebraucht, die Frequenz wird also nicht allzu hoch sein. Aber das Schreiben macht mir Spaß, mal sehen, was da noch so kommt. Ideen sind genug da, allein die Muße fehlt mir meist …

    Ich habe übrigens gerade einen Artikel von Matthias Glaubrecht über Dampier gefunden. Auch Lesenswert.

    Grüße
    Dampier

    • Schöner Artikel, danke dafür! Vielleicht schreibt Glaubrecht ja gerade an einem neuen Buch über Naturforscher und Forschungsreisende ;-)

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