Was ist wichtig bei der Lektüre von Sachbüchern? Zu Qualitätsmerkmalen und unserem Leseverhalten bei Sachbüchern hat Dagmar Eckhardt, die auch als Geschichtenagentin bloggt, eine Umfrage gestartet, an der sich jeder Interessierte gern beteiligen kann.
1. Was macht ein gutes Sachbuch (oder einen guten Ratgeber) aus?
Ein interessantes Thema, bei dem ich etwas Neues erfahre, ein klarer Aufbau, verständliche Ausdrucksweise und gern eine Prise Humor. Ich lasse mich gern von der Begeisterung eines Autors für sein Thema mitreißen.
2. Wie wichtig sind Dir Illustrationen?
Sehr wichtig! Im Idealfall verdeutlichen sie das Beschriebene und helfen so beim Verständnis oder sie lockern einfach den Text auf.
3. E-Book oder Buch? Leihen oder kaufen? Online-Shop oder Buchhandlung?
Ich bevorzuge Gedrucktes. Bei Reisen beruhigt es mich allerdings ungemein, diverse E-Books dabeizuhaben.
Aus Mangel an Gelegenheit: kaufen. Früher habe ich viele Schätze in Bibliotheken entdeckt oder mit gleichgesinnten Freunden getauscht.
Ich habe einen bevorzugten Online-Shop bei einer Buchhandlung, für die ich viele Jahre gearbeitet habe. Aber den Spaß am Entdecken in einer Buchhandlung lasse ich mir nicht nehmen!
4. Ein Sachbuch-Autor, von dem Du alles liest?
Der Astronom und ScienceBlogger Florian Freistetter.
5. Hast Du einen Lieblingsverlag für Sachbücher oder Ratgeber?
Da kann ich mich nicht auf einen beschränken: Hanser, Springer, Matthes & Seitz mit seiner Naturkunden-Reihe, DVA, Theiss, Fischer – bei denen finde ich immer etwas.
6. Was war das schrägste Thema, über das Du ein Buch gelesen hast?
Über das richtige Verhalten bei Weltuntergang, verfasst von Florian Werner. Dieser Autor bevorzugt schräge Themen und hat einen beneidenswerten, ironisch angehauchten Stil.
7. Ein Buch, aus dem Du viel für deinen Alltag gelernt hast?
Der Fremdwörterduden.
8. Hat ein Sachbuch schon einmal Dein Verhalten, Deine Sicht auf die Welt oder sogar Dein Leben verändert?
Na klar. Jedes gute Sachbuch erweitert meinen Horizont. Es kann zum Beispiel Sehnsüchte wecken, die nach Erfüllung rufen; dabei helfen, politische oder technische Entwicklungen kritischer zu beurteilen; die Sinne schärfen… So achte ich seit der Lektüre von Trevor Cox′ Buch der Klänge viel genauer auf die Geräusche, die mich umgeben. Gute Sachbücher können das Leben in vielen kleinen Schritten verändern und entfalten ihre Wirkung langfristig.
9. Welches Sachbuch ist aus Deiner Sicht von so hoher literarischer Qualität, dass es Teil eines Literaturkanons sein sollte?
Das trifft für mich auf einige Bücher zu, die der angloamerikanischen Tradition des Nature Writing entsprechen, einer Mischung aus naturwissenschaftlichen und persönlichen Betrachtungen in poetischer Sprache, zum Beispiel Das verborgene Leben des Waldes von David G. Haskell, Richard Forteys Der bewegte Planet, Helen MacDonalds H wie Habicht und Morten Strøksnes′ Buch vom Meer.
10. Register und Literaturverzeichnis – nützlich, Quelle für weitere Inspiration oder ungenutztes Anhängsel?
Unverzichtbar!!! Im Register schlage ich gern Begriffe oder Personen nach, um zu schauen, wo sie im Text auftauchen und erläutert werden. Und das Literaturverzeichnis ist eine Inspirationsquelle für mich, das neue Wünsche weckt.
Außerdem lese ich gern die Danksagungen. Die sagen (neben viel Bla-Bla) einiges über den Menschen aus, der das Buch geschrieben hat.
11. Joker-Frage: Du darfst eine Frage streichen und Dir selbst eine neue stellen. Oder eine Frage ergänzen und beantworten, die Du vermisst.
Was stört dich bei Sachbüchern besonders, was fehlt dir?
Ich kann es nicht leiden, wenn der Buchtitel falsche Erwartungen weckt oder wenn ein Roter Faden fehlt. Mich nerven Besserwisserei, ein trockener, akademischer Stil und die Häufung von sachlichen Fehlern, die sogar mir als Laie ins Auge fallen. Sehr beklagenswert: der Mangel an guten Sachbuch-Hörbüchern!!!
Zum Abschluss bitte noch, wenn möglich, je eine Buchempfehlung:
Juhu, gern!!! Bei den Kategorien habe ich – meinen Interessen entsprechend – einige weggelassen und dafür andere hinzugefügt.
Archäologie: Jo Marchant: Die Entschlüsselung des Himmels
Astronomie: Florian Freistetter: Die Neuentdeckung des Himmels
Biografie: Matthias Glaubrecht: Am Ende des Archipels – Alfred Russel Wallace
Botanik: Stefano Mancuso/Alessandra Viola: Die Intelligenz der Pflanzen
Geologie: Salomon Kroonenberg: Warum die Hölle nach Schwefel stinkt
Geschichte: Jürgen Goldstein: Georg Forster – Zwischen Freiheit und Naturgewalt
Kindersachbuch: Jan Paul Schutten/Floor Rieder: Evolution
Mathematik: David J. Hand: Die Macht des Unwahrscheinlichen
Neurowissenschaft: Henning Beck: Biologie des Geistesblitzes
Ökologie: Elizabeth Kolbert: Das sechste Sterben
Philosophie: Jim Holt: Gibt es alles oder nichts?
Wie ist das bei Euch? Worauf legt Ihr Wert bei Sachbüchern? Auf Kommentare bin ich sehr gespannt! Wer Lust hat, kann auch einen eigenen Beitrag dazu verfassen mit Verlinkung zu Dagmars Aufruf oder in der Facebook-Gruppe Sachbuch & Ratgeber kommentieren.
Liebe Petra,
ich lasse das noch offen, ob ich mich beteilige :-)
Zu Deinem Punkt 11:
Was stört dich bei Sachbüchern besonders, was fehlt dir?
Besserwisserei: Ja. Vor allem das, wo man angibt, man wüsste schon sehr viel, es wäre viel verstanden.
Da war mir Kempermann ein leuchtendes Beisiel. Auch Martin Hubert: “Ist der Mensch noch frei?”.
Oder natürlich auch der Neurophilosoph Georg Northoff.
Ich habe den Eindruck, daß all diese Leute vor allem sagen, was man noch NICHT sagen kann!
Ich kann damit leben, wenig Gewissheiten zu haben.
Häufung von sachlichen Fehlern: Ein Nogo!
Gruß
Gerhard
Ich mag wenn die Sachbücher sachlich und verständlich geschrieben. Letztens hatte ich eins, da kam ich mir vor als ob der Leser dumm wäre, und jenes und dieses lassen sollte. Das lege ich dann weg.
Bei den Bücherfreunden stöbere ich auch schon mal nach Sachbüchern, um Anregungen zu bekommen.